Heute mal eine DWG ohne Leichen. Ihr wisst ja, Elke (kann auch) Anders 😀. Die Wörter, die in dieser Woche untergebracht werden mussten, sind: Bräutigamseiche, Winzer und Sudokuheft. Schrecklich – oder? Ich wollte eigentlich kneifen. Im Leben hab ich noch kein Sudoku gelöst und die Bräutigamseiche war mir auch kein Begriff. Nur mit dem Winzer konnte ich etwas anfangen (Enno von Altenburg, mein aktueller Kommissar, stammt aus einer Winzerfamilie.). Aber Kneifen gilt nicht. War schon immer so. Sogar ziemlich exakt 2.400 Zeichen sind es geworden.

Viel Spaß beim Lesen.


Der Liebe wegen

 

Josefine legte den Roman zur Seite.
„Das ist doch zu albern“, murmelte sie. Welcher Winzer wandert schon der Liebe wegen nach Neuseeland aus, um am Ende Schafe zu züchten?
Sie riss einen Grashalm aus und kitzelte Lara am Ohr. Gedankenverloren schlug die Freundin nach der vermeintlichen Fliege, ohne ihre Augen vom Sudokuheft abzuwenden. Josefine seufzte. Nur Lara konnte sich bei diesem Wetter stundenlang mit Zahlen abplagen.
„He, du Gehirnzellenakrobatin! Wird das nicht langweilig? Lass uns was unternehmen.“
Lara schlug das Heft zu und drehte sich träge auf den Rücken.
„Wer wollte denn heute einfach nur faul in der Sonne liegen, bevor es wieder nach Hause geht? Ist das Buch nichts?“
Josefine zog eine Grimasse. „Nicht wirklich. Die Autorin hat null Ahnung, was es heißt, Winzer zu sein.“
„Aber du schon?“ Lara grinste.
Seit die Freundin sich mit Konrad von Angern verlobt hatte, Herr über ein Weingut im Rheingau, drehte sich alles nur noch um Reben, Wein und Öchsle. Josefine hatte sich für ein paar Tage zu Lara in die Holsteinische Schweiz geflüchtet, um – wie sie ihr anvertraut hatte – vor der Hochzeit noch mal etwas anderes als Weinstöcke ohne Ende zu sehen.

Und dann liest sie ausgerechnet diesen Schmarrn. Lara hatte für Liebesromane absolut nichts übrig.
„Schau mal, da kommt Jan. Der wollte dir doch heute die Bräutigamseiche zeigen. Wollen wir?“
Lara sprang auf und winkte ihrem Bruder.
„Na komm, schon. Was ist denn jetzt?“ Stirnrunzelnd betrachtete sie Josefine, die widerstrebend aufstand und betont langsam die Decke zusammenfaltete.

Josefine wusste selbst nicht so genau, warum Jans Auftauchen sie plötzlich verwirrte. Ihre Gedanken kehrten zum letzten Abend zurück, den sie an einer kleinen Feuerstelle mit Grillwürsten und Bier aus der Flasche verbracht hatten. Jan, Revierförster im Dodauer Forst, hatte sie mit einem halben Dutzend romantischer Geschichten um die Bräutigamseiche unterhalten. Nach einem schwer zu deutenden Blick in ihre Augen hatte er schließlich vorgeschlagen, die Eiche gemeinsam aufzusuchen. Und plötzlich klopfte ihr Herz, wenn sie den Mann nur ansah. Völlig bescheuert!

Josefine sog tief den Duft des Waldes ein. Und etwas Warmes, Holziges, sehr Maskulines, das von Jan ausging. Sie spürte das Kribbeln am ganzen Körper, als sich seine Hände um ihre Taille schlossen und sie auf der Leiter sicherten. Verstohlen legte sie den kleinen Zettel in die Baumhöhle.


Die Bräutigamseiche gibt es wirklich. Sie befindet sich in der Nähe von Eutin. Hier ein Link zu Wikipedia: Bräutigamseiche