Sprechen wir mal über: Das Belichtungsdreick / ISO

 

Sodele, nach so vielen Eichhörnchen und Kranichen mal wieder etwas Theorie.

Wer kennt noch den Begriff ASA oder gar die DIN-Norm für die Lichtempfindlichkeit eines analogen Films? Lang, lang ist’s her.  Heute spricht man allgemein vom ISO-Wert, wenn es um die Lichtempfindlichkeit eines Kamerasensors oder Films geht (es gibt ja noch analoge Filme). 

  • DIN – Deutsches Institut für Normung
  • ASA – American Standard Association
  • ISO – International Standard Organisation

Der ISO-Wert ist eigentlich eine Kombination aus ASA und DIN, aber der Einfachheit halber wird nur der ASA-Wert angeben, der dann auch dem ISO-Wert entspricht. Alles verstanden? Nee, ’ne? Ist auch für unser Belichtungsdreieck nicht so wichtig. Aber um einfach mal ein Beispiel zu geben: 100 ASA = 21°DIN = 100/21° ISO (falls ihr mal in einer Quizsendung danach gefragt werden solltet).

Wichtig ist, dass ihr über den ISO-Wert Einfluss auf Blende und Verschlusszeit nehmen könnt. Je höher der ISO-Wert – also die Lichtempfindlichkeit des Sensors – desto kleiner können Blendenöffnung und/oder Verschlusszeit ausfallen. Aber mit dem höheren ISO-Wert verstärkt sich auf dem Foto auch das unschöne Rauschen. Wobei das auch von der Qualität und der Größe des Sensors abhängt. 

Allgemein kann und muss man sagen, dass ein Vollformatsensor bei sehr hohen ISO-Werten rauschärmere Fotos hervorbringt als ein APS-C Sensor oder der noch kleinere MFT (Micro Four Thirds) Sensor. Das hat mich z.B. veranlasst, meine Canon EOS R7 (APS-C) wieder zu verkaufen. Trotzdem bin ich jetzt mit meiner OM-D E-M5 Mark III (MFT) glücklich. Zum einen hatte die EOS R7 einen älteren Sensor verbaut, zum anderen nutze ich inzwischen, wenn es notwendig wird, in der Nachbearbeitung Entrauschungssoftware (Denoise auf Englisch) wie Topaz Photo AI oder NIK DFine. Da hat sich gerade in den vergangenen Monaten gewaltig viel getan. Auch Lightroom kann inzwischen entrauschen.

Wenn ihr also in lichtarmer Umgebung ohne Blitz fotografieren wollt und auch kein extrem lichtstarkes Objektiv zur Verfügung steht – z.B. Blende f/1.4 – dann ist die ISO-Einstellung an eurer Kamera ein nützliches Helferlein. Ebenso, wenn ihr sich schnell bewegende Objekte wie z.B. Vögel im Flug mit einer sehr kurzen Belichtungszeit fotografieren müsst. Mein RF 100-400 mm Telezoom an der Canon hat am langen Ende nur eine Blende f/8 anzubieten. Wenn ich dann eine Verschlusszeit von einer 1/2000 Sekunde brauche, muss ich zwangsläufig die ISO hochschrauben. Weil ich das bisher immer gescheut habe – aus lauter antrainierter Angst vor verrauschten Bildern – sind mir viele solcher Fotos einfach missglückt, indem sie unscharf geworden sind. Je nach Sensorgröße eurer Kamera gibt es Empfehlungen, wie hoch ihr mit der ISO gehen solltet. Aber am besten ist es, wenn man damit experimentiert und es ausprobiert.

Kompaktkameras und vor allem Smartphones entrauschen JPGs gerne bereits in der Kamera, ohne dass ihr darauf Einfluss nehmen könnt. Das führt dann bei schlechten Lichtverhältnissen oft zu ausgesprochen matschigen Bildern. Fotografiert ihr in RAW könnt ihr das automatische Entrauschen im Menü im Allgemeinen abwählen. Da müsst ihr dann entscheiden, was für euch wichtiger ist – überhaupt ein Bild, entweder ein verrauschtes oder ein matschiges, oder gar kein Bild.

Beispiele

Foto zeigt eindeutiges Rauschen. Das war meine Canon EOS R8 (Vollformatsensor) mit dem RF 100-400 mm bei ISO 5000 und 1/1000 Sekunde und 400 mm Brennweite. Die kurze Verschlusszeit braucht es bei Spechten und wegen der langen Brennweite und dem noch schlechten morgendlichen Licht kam ich auf ISO 5000.

Entrauscht – und der Specht wird matschig. Dem Federkleid fehlt die Zeichnung. Auch im Gras macht sich der Vorgang bemerkbar. Ich habe bei Topaz Photo AI mal ein bisschen übertrieben und keine weiteren Parameter außer Entrauschen eingestellt.

Akzeptabler Kompromiss. Ich habe etwas weniger entrauscht und dafür den Grünspecht nachgeschärft bzw. das Entrauschen bei ihm separat verringert.

Achtung!

Wenn ihr mit eurer Kamera in einem Halbautomatikmodus fotografiert – also A oder S – und gleichzeitig ISO-Automatik eingestellt habt, ist das eventuell etwas tricky. In der Blendenpriorität (A) wird, sobald mehr Licht benötigt wird, vor einer Erhöhung der ISO zunächst mal die Verschlusszeit verlängert und verlängert und verlängert … Und das Foto verwackelt. Bei meiner Oly kann ich im Menü aber einstellen, welche Verschlusszeit bei der ISO-Automatik nicht überschritten werden darf. (Ich weiß nicht, ob es diese Möglichkeit bei allen Kameras gibt.) In der Einstellung ‚S‘ würde hingegen die Blende immer weiter geöffnet werden, sodass die Schärfentiefe immer geringer wird. Deshalb fotografiere ich am liebsten im manuellen Modus. Dort habe ich Blende und Verschlusszeit unter meiner Kontrolle und stelle den ISO-Wert, den die Automatik nicht überschreiten darf, nicht allzu hoch ein. Das funktioniert am besten bei gleich bleibenden Lichtverhältnissen. Wenn sich Licht und Schatten aber öfter abwechseln, dann sollte man der ISO-Automatik am besten freien Lauf lassen.

Und wo stellt man die ISO denn nun ein? Jedenfalls nicht am Moduswahlrad. Im attraktivsten Fall hat eure Kamera dafür einen Extraknopf, den ihr drücken könnt, um anschließend mit einem Wahlrad den ISO-Wert einzustellen. Wenn nicht, kann man manchmal einen anderen, nicht benötigten Knopf über das Menü umprogrammieren. Ich habe dafür schon mal die Videotaste benutzt, die ich beim Fotografieren nicht brauche. Oder ihr müsst über das Q-Menü gehen (= Schnellmenü, wie auch immer das an eurer Kamera heißt). Einzig meine Nikon Zfc hat tatsächlich ein Rädchen, bei dem man die ISO durch Drehen einstellen kann. Dafür liebe ich diese Kamera nach wie vor.

Zusammenfassung 

Im Belichtungsdreieck stimmen wir die Blende, die Verschlusszeit und die Belichtungsempfindlichkeit (ISO) aufeinander ab. 

  1. Die Blende ist meistens der wichtigste Parameter, wenn man unbewegliche Motive fotografiert. Denn dort nehmen wir vorrangig Einfluss auf die Schärfentiefe. Die Verschlusszeit spielt hier vor allem bei langen und schweren Objektiven eine nicht zu unterschätzende Rolle, um Verwacklung zu vermeiden.
  2. Die Verschlusszeit ist meistens der wichtigste Parameter, wenn wir bewegliche Motive fotografieren. Je schneller sich ein Objekt bewegt, desto kürzer sollte die Verschlusszeit sein. Es sei denn, wir wollen ganz bewusst Bewegungsunschärfe ins Bild bringen. Ein sich bewegendes Objekt, dass uns sehr nahe ist, verlangt eine kürzere Verschlusszeit als ein weit oben am Himmel fliegendes Objekt.
  3. Die ISO ist quasi unser Joker. Eine niedrige ISO – also 100 oder 200 – garantiert bei entsprechenden Lichtverhältnissen rauschfreie Bilder. Wir können sie erhöhen, wenn wir entweder grundsätzlich schlechtes Licht haben, die Blende stark schließen oder mit einer sehr kurzen Belichtungszeit fotografieren müssen. Je höher wir mit der ISO gehen, umso stärker wird das Rauschen im Bild. Der Wert, bei dem wir noch rauschfreie oder rauscharme Bilder erhalten, ist von Größe und Qualität des Sensors abhängig. Je größer der Sensor, umso weniger Rauschen ist zu erwarten. Moderne Bildverarbeitungsprogramme sind in der Lage Fotos bis zu einem gewissen Grad nachträglich zu entrauschen. Wird das übertrieben, verlieren die Fotos an Schärfe, Detailwiedergabe und Kontrast. Sie werden „matschig“ – kann man bei Handyfotos immer wieder beobachten.

Bonustipp

Als ich mit Photoshop noch nicht wirklich vertraut war, habe ich mich gewundert, dass man dort bei den Filtern nicht nur den Punkt ‚Rauschen vermindern oder entfernen‚ findet, sondern auch ‚Rauschen hinzufügen‚. Gut – man kann damit modernen Schwarz-Weiß-Fotos einen analogen Touch verpassen, obwohl Rauschen im Bild nicht wirklich dasselbe ist wie die Körnigkeit eines analogen Schwarz-Weiß-Films. Aber – und das ist genial – wenn man mal komplett ausgebrannte weiße Stellen im Foto hat, kann man manchmal (nicht immer) durch hinzugefügtes minimales Rauschen eine optische Verbesserung erreichen. Das funktioniert oft besser, als wenn man einfach versucht, am Belichtungsregler zu drehen. Dabei wird aus Weiß meistens nur dreckiges Grau.


In der NIK Filter Collection Silver Efex (Schwarz-Weiß Bearbeitung) kann man alte Filmtypen nachstellen – hier Fuji Neopan 400 – und Körnigkeit wie bei alten Filmen hinzufügen.

So, das war’s erstmal zum Thema Belichtungsdreieck. Ich werde in unregelmäßigen Abständen bestimmt weitere Beiträge zum Thema Fotowissen bringen. Mal gucken, was mich selbst in nächster Zeit so umtreibt. Juttas Wochenbingo finde ich ja sehr interessant. Und zum Thema „Was macht ein Foto interessant“ gibt es bestimmt so einiges anzumerken.

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6 Comments
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Jutta
10 Monate zuvor

Liebe Elke,

da hast du dir ja wirklich wieder viel Arbeit gemacht und auch Zeit investiert. Vielen Dank dafür. Das muss ich mir noch einmal Schritt für Schritt durchlesen.
Mir schwirren auch so einige Gedanken durch den Kopf, was ich im nächsten Jahr machen werden. Mal sehen, was dabei herauskommt.

Liebe Grüße
Jutta

doris
10 Monate zuvor

Liebe Elke
Aus meinen Erfahrungen mit der analogen s/w-Fotografie habe ich lange auch digital einfach mit ISO 100 fotografiert, habe dann aber, nach Bedarf, nach und nach bis 800 erhöht. Erst in letzter Zeit schalte ich auch mal höher oder sogar auf ISO-Automatik. Herzlichen Dank für deine fundierten Ausführungen.
Herzlich, do

czoczo
10 Monate zuvor

Wau …
Gut und vor allem Interessant erklärt!
Hut Ab!

liebe Grüße czoczo