Eiskalt erwischt hat mich das Thema der 2. Woche von Christians 365+1-Projekt. Auch wenn ich hin und wieder mal ein Selfie mache, die meisten finde ich grässlich, und überhaupt mag ich die wenigsten Fotos von mir. Ich habe schon darüber nachgedacht, dass ich Christian um ein professionelles Shooting bitten würde, falls ich in diesem Leben doch nochmal ein Autorenfoto brauche. Aber spätestens nach dieser Woche bin ich hoffentlich Vollprofi, was Selbstporträts angeht 😉.
Worum geht es eigentlich?
Thema: Selbstporträt
Aufgabe: Selbstporträts sind mehr als nur Bilder von uns selbst, vor dem Spiegel. Erkunde die Tiefe der Selbstporträtfotografie und fotografiere dich so, dass du erkennst, wie kreativ dein Selbstausdruck sein kann.
Besonderheit: Versuche alles was nicht zu dir, deiner Persönlichkeit passt auf dem Foto auszublenden, unterzubelichten oder mit dem richtigen Schnitt nicht aufs Bild zu nehmen.
Technik: Eine Kamera / Kameras / Smartphone deiner Wahl
Am Anfang der Woche habe ich einfach nur herumgespielt mit den Möglichkeiten, die mir gerade einfielen: Smartphone, Tabletkamera, Grimassen schneiden – eben Selfies. Das erste Foto, das mit der Kamera vor meinem Bildschirm entstand, kennt ihr schon. Mein Sohn sagte sofort: „Aber das ist doch kein Selbstporträt“. Ja, okay, es ist nicht viel von mir drauf. Aber muss das sein?
Definiere Selbstporträt!
In der Malerei ist es eindeutig die Selbstdarstellung der Physiognomie des Künstlers. Aber man kann das Ganze auch anders betrachten. Ich kann z.B. nur Teile von mir oder Momentaufnahmen zeigen, die irgendetwas mit dem zu tun haben, was typisch für mich ist. Ein Selbstporträt muss keine todernste Angelegenheit sein, aber die typischen „Duck-Faces“ (Schmollmund) vor dem Handydisplay sind als Selfies vielleicht doch keine Porträts – oder? Ich weiß es nicht.
Die ersten Versuche:
Nr.1 (8): Lassen wir die Serie mit dem Morgen anfangen, wie es sich gehört. Der Friseurbesuch ist bei mir über-über-fällig. Aber wer will in dieser Jahreszeit schon gerne Federn – äh – Haare lassen? Das ist ein Handyfoto, wie man unschwer sieht. (Xiaomi Redmi Note8 Pro). Die Beleuchtung kam von oben, von vorn und seitlich-oben durch ein Dachfenster. Das Foto habe ich in Lightroom und in NIK Silver Efex bearbeitet. Ein kleiner Color-Key-Effekt musste sein 😉 . Warum die Iris aber den Bernsteinton des Kamms aufgegriffen hat, weiß ich nicht. Steht mir aber – oder?
Nr.2 (9) Beim Autofahren dachte ich darüber nach, dass ich mir ein Leben ohne Auto tatsächlich schlecht vorstellen kann. Seit mehr als fünfzig Jahren unfallfrei unterwegs, bin ich trotzdem oft eine ungeduldige Fahrerin. Das bringt mir leider hin und wieder mal ein nicht bestelltes Schwarz-Weiß-Foto ein. Hässlich und teuer sind die Dinger obendrein. (Zwei Handyfotos mit dem Xiaomi Redmi, die ich in Photoshop mit hartem Licht ineinander kopiert habe, damit das Schwarz-Weiß-Foto auch ein bisschen dem hässlichen Blitzerfoto ähnelt.)
Nr.3 (10): Ich mal mit leicht entrücktem Blick 😉 Am Abend sehe ich mir gerne Youtube-Videos an, aus denen ich etwas lernen kann. Jetzt natürlich neben Schwarz-Weiß-Fotografie auch solche über Porträtfotografie und Selbstporträts. Dieses Foto habe ich praktischerweise auch gleich mit der Kamera meines Tablets gemacht. Die Beleuchtung kam seitlich von meiner Leselampe. Ich habe einige Tipps von Andreas Jorns befolgt. Das Ergebnis hat mich mehr als überrascht. Die richtige Beleuchtung kann zwar nicht alle Falten verschwinden lassen, aber mit der falschen Beleuchtung ist in meinem Alter alles Horror pur.
Nr.4 (11) Jetzt aber mal mit Kamera. Die Oly stand auf dem Stativ – ich arbeite an meinem Blog. Olympus OM-D E-M5 Mark III mit M. Zuiko 25 mm – ISO 1000 – f/3.5 – 1/100 Sek; Tageslicht von links, Schreibtischlampe von rechts
Am Freitagvormittag habe ich dann beschlossen, dass es nun doch an der Zeit sei, mich der Aufgabe etwas ernsthafter zu nähern. Als „Studio“ kam nur das Schlafzimmer in Betracht. Sonst steht überall zu viel herum. Dort habe ich außerdem zwei Fenster für natürliches Licht. Also Oly aufs Stativ gepackt und ab nach oben. Als Objektiv habe ich das M. Zuiko 25mm 1:1.8 draufgeschraubt. Das entspricht als Brennweite dem klassischen 50 mm-Objektiv. Neben dem Licht durchs Fenster hatte ich Deckenlicht zur Verfügung (grausam!) und seitlich die Leseleuchte (war auch nicht gut). Drei Fotos habe ich noch anzubieten, die ich als Schwarz-Weiß-Fotos entwickelt habe.
Das war mit das schwierigste Unterfangen. Ich musste ja die Kamera irgendwie so vors Gesicht bringen, dass man noch etwas von mir sieht und fast zeitgleich auf dem Smartphone auslösen. Das stand ziemlich wacklig auf dem Stativ unterhalb der Kamera. ISO 640 – 0.6 Sek – f/5.0
Die Bilder sind alle nicht perfekt scharf geworden. Das liegt dann doch an der relativ weit offenen Blende und den eher langen Belichtungszeiten. Auch der Autofokus tat nicht immer, was er sollte. Das Zusammenspiel von Kamera und Handy als Fernauslöser will weiterhin geübt werden. Besseres Licht wäre auch nicht übel. Kameraeinstellung wie zuvor. By the way: Ich war zwischenzeitlich beim Friseur 😉 .
Ab und an ist ein Blick ins Handbuch zur Kamera nicht das Schlechteste. Bei schon etwas älteren Kameras bekommt man aber, meiner Meinung nach, die besseren Tipps auf YouTube angeboten. Fototechnisch betrachtet, ist mein Gesicht hier ungünstig ausgeleuchtet, was sofort zu einem weniger schmeichelhaften Hautbild führt. Ich saß hier völlig anders, als ich vorher stand. ISO 800 – f/3.2 – 1/5 Sek
Bonusbild
Zum Schluss noch ein „Charakterfoto“, das von der Ausleuchtung her mein Gesicht viel schmaler erscheinen lässt und mir insgesamt einen ziemlich herben Touch verleiht.
Fazit und Ergänzung
Nach dem ersten Entsetzen über das Thema hat es dann doch Spaß gemacht und ich habe viel dazugelernt. Einige sehr gute Tipps habe ich aus YouTube Videos von Stefan Wiesner bekommen. Vor allem das eine, das die Arbeit des Porträt-Fotografen Andreas Jorns vorstellt, ist genial. Ein zweites interessantes Video war die Begutachtung von Porträts (erstellt eher von Hobbyfotografen) durch Wiesner und Elena. Dieses Video fand ich deshalb so interessant, weil dort mehrfach gezeigt wurde, wie oft inzwischen die Nachbearbeitung Fotos verschlimmbessern kann. Ein extremes Beispiel, das dort immer wieder auftaucht, ist die übertriebene Aufhellung der Sklera (weiße Lederhaut) im Auge. Es gibt in Lightroom seit einiger Zeit bei den Masken die Möglichkeit, alle einzelnen Elemente eines Gesichts separat zu maskieren und dann zu bearbeiten. Dazu gehören auch Iris und Pupille und eben auch das Augenweiß.
Porträtfotos, vor allem die, die in Auftrag gegeben und bezahlt werden, sollen immer irgendwie schmeicheln. Die Fotografierten wollen im Allgemeinen jünger aussehen, Frauen fast immer schlanker, faltenloser und mit besserer Haut. Bei Männern steht oft das markante Äußere im Vordergrund. Diese Aspekte können einerseits vom geübten Fotografen durch die richtige Beleuchtung erreicht werden, andererseits aber immer auch durch Nachbearbeitung. Auch vor Photoshop wurde in der analogen Fotografie schon retuschiert. Das ist auch soweit in Ordnung, denke ich, solange der Mensch dabei nicht komplett verändert wird.
Ein bisschen enttäuscht es mich, dass Christian zu seinem Projekt keine weitere Unterstützung anbietet. Aber er schreibt ja auch: „Das Projekt macht jeder für sich und meine Themen sind auch nur Ideen für Dich.“ Dann soll es wohl so sein. Ich bin jedenfalls gespannt, was er sich für kommende Woche hat einfallen lassen.
Wow was für eine anspruchsvolle Challenge liebe Elke. Tolle Selfies von Dir dein entrücktes finde ich besonders schön statt entrückt hätte ich verträumt gesagt.
Wenn ich da an meins denke ich habe ohne große Gedanken gestern welche versucht 😂😂 jetzt schau ich nochmal zu Jutta
Schönen Abend und liebe Grüße
Kirsi
Jetzt fiebern wir bald mit unseren Handball 🤾♂️ Jungs bin sehr gespannt auf das Spiel
Hach, ich habe deinen Kommentar ja fast übersehen. Tut mir leid und danke.
eine tolle Serie hast du hin bekommen .
mir gefällt das zweitletzte Bild auch am Besten
sehr natürlich
ich mag ja keine Bilder von mir
habe aber in letzter Zeit auch schon mal welche gemacht
nur mit dem Handy ..
sie waren auch nicht mal sooo schlecht
diese schönen schwarz/weiß Bilder die man zugeschickt bekommt
könnten wirklich aus der Verbrecherkartei stammen 😀
selbst die Polizei hatte ihre Zweifel..
ich solle den Fahrer nennen denn ich könne das ja wohl nicht sein …. 😀
liebe Grüße
Rosi
Jaaa, den Satz habe ich auch schon mal gelesen *lach*.
Klasse Bilder 🙂 freu mich, dass du dabei bist und die Projekte so toll umsetzt. Auch wenns dieses mal „schwierig“ war, finde ich echt gut was dabei rausgekommen ist … sehr Kreativ :-).LG
Danke. Bin gespannt auf deine Ergebnisse und auf das neue Thema.
Liebe Elke,
wenn ich Selfies mache, erschrecke ich meist hinterher und es wird meist gleich gelöschrt.
Ich sollte mir mal mehr Zeit dafür nehmen, das Ergebnis wäre dann sicher gut.
Deine Selbstporträts sind alle gelungen. Glückwunsch!
Liebe Grüße in den Sonntag
Traudi
Danke. Mir geht es mit den normalen Selfies inzwischen auch meistens so, dass ich sie lieber gleich wieder lösche. Die letzten Fotos hier waren doch mit etwas Aufwand verbunden, aber es hat Spaß gemacht. Und inzwischen gehe ich auch mit dem Stativ selbstverständlicher um als bisher. Ein positiver Nebeneffekt.
Da hast du aber eifrig gespielt, es ist eine interessante Serie dabei heraus gekommen. Mein Favorit ist “ Die lesende Elke“.
Liebe Grüße
Edith
Das ist sicher auch das am wenigsten „gestellte“ Bild.
Moin Elke!
Mein Fav. ist Bild Nr. 3. Das schaust du richtig freundlich drein.
Das erste Bild ist dagegen recht grauselig, weil du das überblendet hast…oder wie auch immer du das bearbeitet hast.
Liebe Grüße
Anne
Das High-Key im Spiegel? Das finde ich eigentlich nicht grauslich. Oder meinst du doch das #2 mit dem Tacho? Wie ich das gemacht habe, steht ja im Text.
Ich meinte das allererste Bild!
Ach so, das im Header. Das ist im Grunde das Gleiche wie das letzte. Ich habe nur das Farbfoto und die Schwarz-Weiß-Bearbeitung überblendet. Bei meinen Beitragsheadern spiele ich öfter mal ein bisschen rum. Die darf man nicht immer so ernst nehmen.
Liebe Elke,
ein interessantes Thema und spannend wie du dich diesem angenähert hast. Ich finde deine Selbstporträts auf jeden Fall sehr gut gelungen,
Einen schönen Sonntag und liebe Grüße,
Claudia
Danke schön und ebenfalls einen schönen Sonntag.
Liebe Elke,
Na schau mal, jetzt werde ich auf die Straße wiedererkennen 🙂
Selbstportrait ist schon schwierig sich auf dem Foto zu Präsentieren. Schwierig aber nicht unmöglich. 🙂 wie man gut erkennen kann!
Ich muss schauen … Meine Projekt Planung für diese Jahr ist noch relativ leer… Die Ressourcen sind noch da … und der Tag noch Lang 🙂
Liebe Grüße czoczo
Übrigens : Tolle Beitrag!
Dann lade ich dich herzlich ein, am Projekt teil zu nehmen. Würde mich freuen … https://christian-bill.de/chrisitan-bill-fotograf-videograf-aus-oberursel-im-taunus-bei-frankfurt/3651-fototage-ein-fotografie-projekt/
Danke. Ich bin erst mal gespannt, ob Christian das Projekt wirklich auf Dauer durchzieht. Irgendwie habe ich da meine Zweifel.
Echt 🙂 … dann schauen wir mal
Ich würde mich sehr freuen.
Liebe Elke, dir ist zum Thema etliches eingefallen, und ich empfand deine Experimente als sehr spannend. Aufgabe top gelöst, würde ich meinen. Ich habe das Video noch nicht zu Ende gesehen, werde aber nicht vergessen es zu tun.
Herzlich, do
Es ist auf jeden Fall sehr spannend und hilfreich, wenn man sich mit diesem Thema mal befassen will.
Liebe Elke,
einfach super. Sowohl die „experimentellen“ als auch die S/W-Aufnahmen gefallen mir ausgezeichnet. Besonders auch deshalb, weil du ganz natürlich rüberkommst.
Ich bin jetzt natürlich auch auf das nächste Thema gespannt. Nachdem ich dieses Thema hinbekommen habe, kann mich eigentlich nichts mehr erschüttern. 😁
Liebe Grüße
Jutta
Bist du sicher? Warten wir es erst einmal ab.
Ich habe mir die Bilder noch einmal angeschaut. Das letzte könnte aus einem deiner Krimis sein. Frau Kommissarin schaut auf den Ort des Geschehens.
Selbstporträt ist wirklich nicht nur ein Bild vor dem Spiegel!
Ich habe auch sofort an „Tatortkommissarin“ gedacht 🙂 Klasse
Das letzte Foto ist schon sehr speziell. Es hat mich selbst überrascht. Ich glaube, da hatte ich die Vorhänge weitestgehend zugezogen und nur einen schmalen Spalt zur Beleuchtung offen gelassen.