Hörbuchbesprechung „Max Heller ermittelt“

Max Heller ermittelt . . .

Es ist eine Kassette mit drei Bänden bzw. Hörbüchern, über die ich heute schreiben möchte. Die einzelnen Bände haben folgende Titel: 

  • Der Angstmann 
  • Tausend Teufel
  • Vergessene Seelen

Der Autor ist Frank Goldammer, gelesen werden die Hörbücher von Heikko Deutschmann.

Auch wenn es nach Krimi klingt, so sind diese Romane keine klassischen Krimis. Der erste Band wird dem Genre noch am ehesten gerecht. Die Geschichte beginnt gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Dresden, also noch im Nazi-Deutschland. Kriminalinspektor Max Heller hat bei der fieberhaften Suche nach dem Frauenmörder, der allmählich den Namen „der Angstmann“ bekommt, mit dem Kriegschaos zu kämpfen – aber auch mit seinen linientreuen Vorgesetzten.  Max Heller hat sich den Nazis immer verweigert und wird das später bei den Sowjets nichts anders handhaben. 

Die Romane sind intensive, beklemmende, atmosphärisch dichte, aber auch immer wieder spannende deutsche Geschichte. Die Brutalität dieser Zeit ist alles andere als erfunden. Aber es zu lesen, ist nichts für schwache Gemüter. 

[Mir wurde beim Zuhören mal wieder klar, welches Glück ich hatte, erst einige Jahre später geboren zu werden und das im Westen, in eine neue aufstrebende Bundesrepublik. Meine Eltern, mein älterer Bruder haben ganz andere, schlimme Zeiten erlebt. Und obwohl meine Kindheit und Jugend immer überschattet war vom Bombentod einer Schwester, die ich nie kennengelernt habe, wurde die Kriegszeit, der Nationalsozialismus nie wirklich thematisiert. Über die DDR habe ich dann später durch die Familie meines Mannes mehr erfahren, aber auch das blieb seltsam oberflächlich. Ich denke, alle wollten am liebsten alles vergessen.]

Aber das nur nebenbei. Ich finde dieses Hörbuch unglaublich interessant, obwohl die Bände 2 und 3 auch ihre Längen haben. So richtig warm geworden bin ich mit dem Kommisar nicht. Er wird an manchen Stellen regelrecht unglaubwürdig, wenn er der eigenen Erschöpfung und seinen Verletzungen zum Trotz immer weiter macht und dabei manchmal regelrecht naiv wirkt. Das zeigt sich besonders im dritten Band. Im Grunde erlebt der Leser weniger Kriminalgeschichte als die Dramen der Nachkriegszeit im völlig zerstörten Dresden und der sowjetischen Vorherrschaft.

Ich weiß nicht, ob ich die Bücher weiterempfehlen soll. Heikko Deutschmann liest die Hörbücher übrigens absolut großartig. Ich glaube, dass mich gerade diese intensive Art des Vorlesens stärker in den Bann zieht, als es das Lesen des Buches selbst getan hätte.  Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, googelt einfach mal nach den Titel oder lest euch z.B. bei Amazon die Rezensionen durch. Dann bekommt ihr sicher einen ganz guten Eindruck, ob es etwas für euch ist oder nicht.

Diese Romane sollten eigentlich in der Schule im Geschichtsunterricht Pflicht sein. Wenn ich mir das alles vor Augen halte, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, was die Menschen AfD wählen oder gar der DDR nachtrauern lässt. Nein, es ist nicht alles gut in unserem Staat, aber es war schon schlimmer, viel schlimmer. Und das kann doch niemand zurück haben wollen.

Der Autor hat inzwischen Max Hellers Vorgeschichte nachgeliefert.

„1917 kehrt der 21-jährige Max Heller verletzt und traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Im von Hunger, Gewalt und politischen Unruhen geprägten Dresden sucht er nach einem Weg zurück ins Leben, nach Ablenkung, nach Liebe und nach einer Aufgabe. Die Konfrontation mit brutaler Bandenkriminalität, sein großer Gerechtigkeitssinn und der Rat seines Großvaters Gustav Heller, einem Kriminalrat a.D., führen ihn in den Polizeidienst.“  

Ich überlege jetzt, ob ich mir nicht diese Bücher zulege, anstatt mit der zweiten Kassette (wieder drei Bände) weiterzumachen. Oder erstmal zur Erholung etwas ganz anders 😉.

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Jutta
Jutta
1 Monat zuvor

Liebe Elke, Geschichte ist immer interessant, aber auch oft recht problematisch, wenn man sie selbst miterlebt hat. Meine Eltern haben auch nicht viel erzählt und wir hatten auch Hemmungen zu fragen. Und selbst wenn, wären es nur 2 Schicksale gewesen von vielen. Jeder erlebt die Geschichte anders. Von zum Schluss 16 Millionen Menschen in der DDR gibt es 16 Millionen verschiedene Geschichten. Ich mache immer wieder die Feststellung, dass ich mich in Büchern oder Filmen gar nicht wiederfinde. Die erzählten Geschichten sind sicher wahr oder beruhen auf wahren Begebenheiten, es ist aber nicht mein Leben, dass ich in der DDR… Weiterlesen »

Edith
1 Monat zuvor

Liebe Elke,
das kann ich mir gut vorstellen, dass dich das fesselt. Ich könnte ja auch manches dazu sagen oder zustimmen. Ein wenig Krieg und viel danach gehört ebenfalls zu meinem Leben. Ich bin gespannt, wie die Wahlen in Thüringen und Sachsen ausgehen.
Lieber Gruß
Edith