Glücklicherweise steht noch ein Ginkgobaum in der Nachbarschaft und hat auch noch seine leuchtend gelben Blätter. Der Zweite in der Nähe wurde in diesem Sommer gefällt. Aber für Juttas Wochenblatt Nr. 25 kann ich noch ein paar schöne Blätter beisteuern. Die Ginkgoblätter leuchten nämlich auch ohne Sonne, die uns in Frankfurt nach wie vor fehlt. Der November fängt leider genauso trüb an, wie der Oktober aufgehört hat.
Ginkgo biloba
Johann Wolfgang von Goethe, September 1815
Dieses Baumes Blatt,
der vom Osten meinem Garten anvertraut,
gibt geheimen Sinn zu kosten,
wie´s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
dass man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern,
fand ich wohl den rechten Sinn;
fühlst Du nicht an meinen Liedern,
dass ich eins und doppelt bin?
Im August 1814 lernte Goethe Marianne, die Ehefrau seines Jugendfreundes Geheimrat Johann Jakob Willemer kennen und verliebte sich in sie (der alte Schwerenöter!). In den nächsten Monaten entwickelte sich eine leidenschaftliche Liebesromanze zwischen der fünfunddreißig Jahre jüngeren Frau und dem sechsundsechzigjährigen Dichter. Nach einem Jahr im Spätsommer 1815 war Goethe erneut zu Gast bei den Willemers in Frankfurt. Im September fuhren sie gemeinsam nach Heidelberg. Goethe, der sich für Botanik interessierte, entdeckte bei seinen Spaziergängen im Schlosspark einen kuriosen orientalischen Baum mit dem Namen Ginkgo. Der Baum hat eigentümliche Blätter mit einer eleganten und herzförmigen Blattform. Es ist schwer zu entscheiden, ob das Blatt aus zwei Hälften, die sich in eins verschmelzen, besteht, oder ob es ein ganzes darstellt, das sich in zwei Teilen trennt. Goethe schickte später zwei Ginkgoblätter verziert mit einem Liebesgedicht an Marianne Willemer.
Die Blätter sind nicht alle so typisch gelappt, wie man sich das Ginkgoblatt vorstellt. Oben in der Collage habe ich das größere, typische vor Jahren schon fotografiert, das kleinere stammt vom Baum in der Nachbarschaft. An diesem Baum sind die Blätter weit weniger stark gelappt. Die hätten den Herrn Geheimrat von Goethe vielleicht weniger inspiriert.
Es gibt übrigens männliche und weibliche Ginkgobäume. In den Garten sollte man sich tunlichst nur einen männlichen holen. Die weiblichen Exemplare entwickeln nach der unscheinbaren Blüte im Frühjahr mirabellengroße Früchte. Im Oktober verfärben sich diese Früchte gelb bis orange und fallen ab. Werden die Früchte auf dem Boden zertreten, stinkt es penetrant nach Buttersäure.
Wie die Araukarie oder der Palmfarn zählt der Ginkgo zu den „lebenden Fossilen“ der Pflanzenwelt. Botanisch weist er viele Merkmale von Nadelbäumen auf. So gehört er zu den Nacktsamern, die sich bereits vor der Kreidezeit entwickelten, und von denen es heute nur noch wenige Arten gibt. Die meisten davon sind unsere Nadelbäume.
Galerie aller bisheriger Wochenblätter – alle zum Anklicken und Vergrößern
Wiedergabe in einer Slideshow (das kleine „i“ zeigt Zusatzinformationen an)
Ich wünsche uns / euch allen ein schönes Wochenende!
Guten Morgen liebe Elke,
der ist aber schön gewachsen und hat noch so viel Laub, toll – hier wars vor 3 Wochen schon fast alles ab – da war ich extra hingeradelt, aber ziemlich zu spät. Und mir fiel auf, dasz die Blätter, die ich diesjahr fand, alles sehr klein waren. Naja, vielleicht hat der Baum sein bestes Alter bereits überschritten…(?)
Mir fällt übrigens immer auf, dasz sie alle total unterschiedlich sind in ihrer Form.
Und das Gingkoblatt ist auch ein Swingersymbol – geht das auch noch auf Goethe zurück? 😉
Lichtahnungsgrüsze aus dem rauen Harz
Mascha
Eine originelle Frage. Goethe war zwar verheiratet, aber seine Liebschaften sind legendär.
oh ja..
in der Nähe meines Gartens wächst auch ein Gingko..
und an dem Ginkgo in Weimar den Goethe auch beschrieben hat war ich auch schon 😉
LG
Rosi
Ich auch! Ich vermute, der Herr Geheimrat hätte es sich auch nicht träumen lassen, wie viele Ginkgos mal nach ihm benannt werden würden *lach*.
Liebe Elke,
wenn ich einen Ginkobaum sehe, bewundere ich ihn jedesmal. Und jetzt im Herbst leuchtet er in seiner schönsten Farbe.Die Infos über diesen Baum von Dir sind sehr interessant, ich wusste das gar nicht. Deine Galerie der Wochenblätter ist ebenfalls sehr schön.
Lieber Gruss Claudia
Dieser hier ist auch schön gewachsen. Viele Ginkgos schießen ja in die Höhe und werden nie geschnitten. Die sehen dann oft irgendwie „gakelig“ aus.
Er ist schon ein ganz besonderer Baum liebe Elke. Wunderschön wie er leuchtet da braucht es nicht mal Sonne die wir ja auch wieder nicht hatten :-)). Danke für die vielen Informationen rund um den Ginkgo.
Liebe Grüße
Kerstin und Helga
Gerne und liebe Grüße zurück 🥰.
Liebe Elke,
in dieser Jahreszeit gefallen mir Ginkgobäume besonders. Dieses leuchtende Gelb fasziniert mich und wenn auch noch die Sonne draufschein, besonders.
Auch sammle ich diese Blätter gerne, auf Glückwunschkarten machen die sich sehr gut. Früher habe ich auch Papier geschöpft und die gepressten Blätter zwischen die Papiermasse gegeben. Eigentlich sollte ich das schöne Hobby wieder mach machen. Es ist halt ein Aufwand – aber ein schöner…
Liebe Grüße ins Wochenende
Traudi
Dieses Papier mit den Ginkgoblättern sieht bestimmt sehr schön aus, liebe Traudi.
Liebe Elke,
so ein Ginkgo ist schon was besonderes, was du auch mit deinen Bildern wunderbar zeigst. Dieses Gelb leuchtet selbst bei trübem Wetter noch so herrlich, so dass man diese Bäume schon von Weitem sieht.
Interessant ist aber auch, was du dazu schreibst. Mir war das nicht bekannt. Liegt sicher daran, dass Goethe nicht wirklich meins war.
Herzlichen Dank für deine Teilnahme an meinem Projekt.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende.
Jutta
Goethe verknüpfe ich mit dem Ginkgo gleich zweimal: Da gibt es im Brentanopark ja den „Goethe-Ginkgo“ im Garten des Petri-Häuschens der Familie Brentano und dann die Ginkgos am Haus des Dichters in Weilbach. In dem kleinen Tempel ist auch Goethes Gedicht zu lesen. Bei uns ist er halt allgegenwärtig 😉.
Ich liebe die leuchtenden Ginkgoblätter im Herbst, liebe Elke … und vor 20 Jahren habe ich mir aus Weimar vier Blätter vom Baume am Haus der Frau von Stein – Goethes Freundin Charlotte – mitgebracht und sie befinden sich seit dieser Zeit gepresst in einem Schieferbilderrahmen an der Terrassewand.
Übrigens, meine Floristin rollt mir nicht den roten Teppich aus ;-)) sondern eher die Blumenfrau auf dem Markt oder der Blumenfeldbesitzer.
Nun wünsche ich dir ein gemütliches Wochenende – lieben Gruß von Marita
Na, immerhin – egal wer ihn ausrollt *lach*.
Liebe Elke,
so ein schöner Beitrag, mit Gedicht ! Das Leuchten der Ginkoblätter können wir im Nebelgrau gut brauchen. Meine Eltern hatten im Garten einen weiblichen Ginko, in Unwissenheit direkt an den Sitzplatz gepflanzt. An den grauenhaften Geruch kann ich mich noch gut erinnern. Es war aber ein so schöner Baum, dass er trotz Gestank bleiben durfte. Es gab ja noch andere Sitzplätze, solang die Früchte vor sich hin müffelten.
Gestern, während meines Hundespaziergangs, kam doch tatsächlich die Sonne raus !
Immerhin für zwei Stunden, da ist man schon dankbar dafür.
Liebe Grüße Inge
Ich habe den Gestank mal bei einem Spaziergang irgendwo in einem Frankfurter Park erlebt. Da wusste ich noch nicht viel über den Baum und habe mich schon gewundert. Die Landschaftsgärtner hatten da wohl etwas daneben gegriffen. – Ich komme gerade aus dem Garten, wo ich jetzt auch das zweite Apfelbäumchen eingepflanzt habe. Heute ist es mal ganz angenehm. Zwar keine Sonne, aber aufgehellt und kein feuchter Nebel mehr. 14°C sind für Gartenarbeit perfekt.
Liebe Elke, du informierst wieder so gut über den Ginkgo, vielen Dank. Das Gedicht kannte ich, die Sache mit den weiblichen Ginkgos kannte ich allerdings nicht. Ich habe einmal selbst einen Ginkgo so gross gezogen bis er für den grössten Topf zu gross wurde und ihn dann Bekannten für ihren Garten gegeben. Dort hat er dann allerdings nicht überlebt.
Herzlich, do
Bevor wir unseren Eisenholzbaum gepflanzt haben, hatte ich auch mal kurz über einen Ginkgo nachgedacht. Und bin jetzt doch froh, mich umentschieden zu haben.