Stolpert ihr auch vermehrt – inzwischen nicht nur hin und wieder – über englische Begriffe, die in der Wirtschaft wohl gang und gäbe sind? Begriffe, die man aber auch genauso gut auf Deutsch ausdrücken könnte? Ich beschäftige mich im Moment viel mit „Doodles“ und „Sketch Notes“, mit denen ich meine Journaleinträge interessanter gestalten will (oder einfach ein bisschen zeichnen lernen will). Da sind wir schon bei den ersten englischen Begriffen, die aber die meisten vermutlich kennen. Dennoch – Doodles könnte man auch mit Kritzeleien übersetzen, Sketch Notes sind gezeichnete Notizen. Man sieht hier aber auch, dass die englischen Wörter oft griffiger sind als die deutschen. Unter Doodles stellt man sich meistens auch etwas kunstvolleres vor als nur Kringel, die man beim Telefonieren vielleicht auf einen Notizblock zeichnet.
Dass ein Facility Manager heutzutage einen Hausmeister bezeichnet, finde ich hingegen völlig überflüssig, wenn man sich nicht gerade in einem großen Konzern bewegt, in dem grundsätzlich nur Englisch gesprochen wird. Aber was ist bitte ein „Change Facilitator“? Ich will es euch verraten: Es ist ein Prozessbegleiter, also im Grunde eine Art Coach, was ja auch schon kein deutscher Begriff mehr ist oder vielleicht auch der Mediator. Das ist nun eher lateinisch und hat nichts mit Meditation zu tun 🧐. Auch der Mediator ist ein Konfliktlöser. Zweifellos haben alle diese Begriffe irgendwo ihre Berechtigung, aber manchmal lese ich in der Zeitung oder im Internet Abhandlungen, die nur noch von solchen Begriffen strotzen. Wenn ich dann für jeden zweiten Satz googeln muss, dann lasse ich es irgendwann sein.
Ein Beispiel:
Scrum ist ein Framework für die schrittweise Planung und Realisierung von Produkten und Services. „Es definiert ein inkrementelles, iteratives Vorgehen mit Events, Verantwortlichkeiten und Artefakten . . .“.
Nun übersetzt mal schön. Ich helfe euch mal. Inkrementell bedeutet schrittweise, iterativ bedeutet häufig wiederholend. Event ist ein besonderes Ereignis (das kennt man mittlerweile), Artefakt könnte in diesem Zusammenhang für Täuschung oder einfach Veränderung stehen.
Ich vermute also mal, dass es in diesem Satz darum geht, Menschen schrittweise und durch häufige Wiederholung an Ereignisse heranzuführen und mit Veränderungen vertraut zu machen. Hätte man das nicht auch so ausdrücken können? Ach ja, und Framework ist eine Rahmenstruktur, ein Begriff, der wohl vorwiegend im IT-Bereich benutzt wird.
Wie seht ihr die zunehmende Überfremdung unserer Sprache, die selbst Menschen mit einer guten Allgemeinbildung allmählich ratlos zurück lässt?
Und falls ihr neugierig geworden seid, wo ich diesen Satz gelesen habe, dann könnt ihr euch hier mit noch mehr Fremdwörtern beschäftigen: https://t2informatik.de/wissen-kompakt/scrum/
Viel Spaß 😅. Wie ich dorthin gekommen bin? Ganz harmlos über die Seite einer YouTuberin, bei der ich eigentlich nur Sketch Notes lernen wollte 🫣 .
Wenn man so einen Satz wie in deinem Beispiel liest, kommt man sich total bescheuert vor. Vor allem hat das Gefühl, man ist weniger gebildet als andere weil man nur Bahnhof versteht und dann erst einmal nachlesen muss, was einzelne Wörter bedeuten. Ich mag unsere deutsche Sprache und finde es sehr schade, das sie immer mehr verdrängt wird.
Liebe Grüße,
Claudia
Liebe Elke,
in manchen Bereichen wirst du wohl nicht mehr anders können, aber da wo es nicht notwendig ist, lehne ich es auch ab und mache es auch nicht. Da bin ich einfach stur.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo keiner mehr ohne die „geeignete Location“ auskam. Jeder, der etwas auf sich hielt, musste dieses Wort benutzen – einfach furchtbar.
Über den Facillity Manager konnten wir allerdings auf Arbeit nur lachen. Meine Güte, bekloppter geht nun wirklich nicht mehr. Frag mich nur, wer sich so etwas immer einfallen lässt.
Liebe Grüße
Jutta
Das mit der Location ist bei vielen Fotografen auf YouTube immer noch weitverbreitet. Was mal total „in“ war, das waren die „learnings“. Das fand ich total nervig. Selbst einer meiner Lieblings-YouTuber – Sven Riemann – hat neulich mal ein Video rausgehauen, in dem ständig englische Begriffe vorkamen. Na ja, und manchmal muss ich mir auch an die eigene Nase fassen, wenn mir so Redesendungen wie „by the way“ durchgehen, wo ich auch „übrigens“ schreiben könnte ☺️.
Mich ärgert das auch, wir sind in Deutschland und sollte auch unsere Sprache nutzen. Besonders bei den Radiosendern fällt es mir auf. LG Romy
Ja? Komisch, da ist es mir noch nicht so oft aufgefallen. Aber ich höre auch nicht so häufig Radio.
Liebe Elke, so manches hat sich ja nun in unseren allgemeinen Sprachgebrauch etabliert wie z.B. Event, aber manchmal ist es mir zuviel der verwendeten Anglizismen…wir haben so schöne Worte in unserer Sprache dafür, aber scheinbar ist man en vogue 😉 wenn man mit ihnen punkten will oder möglicherweise andere damit verunsichern kann, weil die Bedeutung nicht bekannt.
Lieben Gruß von Marita
Ja und nein. Es ist nun mal so, dass in bestimmten Bereichen tatsächlich nur noch Englisch gesprochen wird. Und nicht erst seit heute. Als mein Bruder – heute 88 Jahre alt – noch in der damals noch existierenden Hoechst AG arbeitete, sagte er bereits, dass in allen bedeutenden „Meetings“ ausschließlich Englisch gesprochen würde. Das ist jetzt schon wieder ein Vierteljahrhundert her. Aber dass sich das Englische und oft auch Pseudo-Englische immer mehr in unsere Alltagssprache einschleicht, zum Teil mit absurden Begriffen, finde ich nicht gut. Ebenso wenig die selbstverständliche Voraussetzung, dass jeder ein Smartphone bedienen können sollte. Ganze Bevölkerungsgruppen –… Weiterlesen »
Liebe Elke,
ich werde es wohl nie benützen, diese coolen Wörter, mit 83 Jahren lernt man sie sowieso nicht und ich will auch garnicht. Nur mal ein Beispiel, stell dir vor ich sage zu jemanden: „Heute habe ich unseren netten Facillity Manager getroffen, das klingt doch irgendwie kalt. Wenn man dagegen sagt:“ Heute habe ich den netten Hausmeister getroffen,“ das klingt doch viel wärmer und lebendiger. In diesem Sinne, ohne mich.
Liebe Grüße
Edith
Es klingt in meinen Ohren vor allem furchtbar albern, wenn man Facility Manager in einem normalen Umfeld benutzt 😂.
Ich habe bewußt überspitzt.
Gruß
Edith
Ja, schon klar.