Buchbesprechung: „Schatten der Welt“

Wie bereits angekündigt, gibt es heute mal eine Buchbesprechung, die so gar nichts mit den bei mir üblichen Krimis und Thrillern zu tun hat.

„Schatten der Welt“ von Andreas Izquierdo ist ein Roman, der mich von Anfang bis zum Ende fasziniert hat. Ich schätze, das war das erste und einzige Hörbuch, bei dem ich tatsächlich nicht ein einziges Mal eingeschlafen bin. Und das will was heißen.

Zunächst mal der Klappentext:

Thorn in Westpreußen, 1910 – Der schüchterne Carl, der draufgängerische Artur und die freche Isi sind frohen Mutes, dass der Ernst des Lebens noch ein wenig auf sich warten lässt. Nicht einmal die Nachricht, dass ein Komet namens »Halley« die Menschheit zu vernichten droht, kann die drei Jugendlichen schockieren. Im Gegenteil – ungerührt verkaufen sie Pillen gegen den Weltuntergang, während Halley still vorbeizieht. Doch das Erwachsenwerden lässt sich nicht aufhalten: Carl beginnt eine Ausbildung zum Fotografen, Artur und Isi werden ein Paar. Als 1914 die große Weltpolitik über sie hineinbricht, reißt es die Freunde auseinander.“

Ehrlich gesagt ist mir dieser Klappentext viel zu wenig aussagekräftig. Die LeserInnen – oder in meinem Fall die Hörerin – werden vom ersten Moment an in eine längst vergessene Zeit geschubst, die sich selbst meine Generation kaum noch vorstellen kann. Die Charaktere werden ganz hervorragend gezeichnet. Und im ersten Drittel des Romans gibt es viele Momente, die mich mal schmunzeln, mal herzhaft lachen ließen, obwohl die Lebensumstände der drei Jugendlichen eher bedrückend sind. Es ist ein sehr emotionaler Roman, der einen im weiteren Verlauf, in dem der Erste Weltkrieg das Leben bestimmt, auch ziemlich schlucken lässt. 

Ich selbst hatte Eltern, die Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wurden. Ich, als 1953 geborenes Kind der Nachkriegsgeneration (hier jetzt der Zweite Weltkrieg), konnte ihre Ansichten oft sehr schwer nachvollziehen. Das gab viele Konflikte. Dieser Roman hat mir ein bisschen mehr die Augen geöffnet, wie Kinder im Kaiserreich erzogen wurden, wie wenig Rechte Frauen damals hatten. Gewusst habe ich das natürlich inzwischen alles, aber eher auf einer sehr sachlichen Ebene. Wieder einmal hätte ich mir gewünscht, dass Geschichte in der Schule so gelehrt wird, wie dieser Roman sie vermittelt.

Seit zwei Jahren tobt nun der Krieg in der Ukraine und ich bin sicher, dass die wenigsten Menschen bei uns in Deutschland vollständig nachvollziehen können, was das für die Betroffenen wirklich bedeutet, obwohl wir heute Medien haben, die uns die Bilder der Kriegsgräuel zeigen. Ganz anders als damals, als Fotografen und Zeichner nur dazu da waren, den Hurra-Patriotismus unters Volk zu bringen. Auch unter diesem Aspekt kann ich das Buch nur weiterempfehlen. Für alle, die gerne fotografieren, enthält dieser Roman auch viele interessante Geschichten, nicht nur aus dem Krieg.

Meine Meinung

Dem Autor ist ein großartiger Roman gelungen, in dem Zeitgeschichte mit Fiktion perfekt verwoben wird. Und was das Hörbuch angeht – Uve Teschner gehört seit jeher zu meinen bevorzugten Sprechern. Besser geht es nicht. 
Ach ja, wer sich fragt, wie man den spanischen Nachnamen des Autors ausspricht, dem wird auf seiner Website in Lautschrift geholfen: IS-KI-ÆR-DO 😉.

Von mir bekommt „Schatten der Welt“ auf jeden Fall fünf von fünf Sternen – unbedingt! Das Buch ist übrigens Teil einer Trilogie und ich freue mich bereits auf den zweiten Teil.
Erschienen ist er im DuMont Buchverlag und erhältlich in so ziemlich allen üblichen Formaten. Nicht als Hardcover, wenn ich das richtig sehe.
ISBN-10‏ : ‎ 3832166025 – ISBN-13‏ : ‎ 978-3832166021

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  1. Liebe Elke, Ich wies nicht, wieso czoczo.de deine Kommentare im Spam-Ordner immer verfrachtet. SORRY, aber ich hab rechtzeitig gemerkt und…

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czoczo
1 Jahr zuvor

Liebe Elke,
Das Hurra Patriotismus gibt es auch heute. Die Medien Zeigen NUR so viel wieviel die Menschen sehen sollen. Aber es ist gut so… wir haben Zeit sich seelisch vorzubereiten… auf das was kommen kann.
Ich hoffe NUR das die Regierungen sich Ruhig verhalten und nicht durch irgendwelche Falsche Reaktionen den Endlösung Provozieren.

Tolle Beitrag
Liebe Grüße czoczo

Edith
1 Jahr zuvor

Liebe Elke, ich bin in Westpreussen geboren in Konin. Meine Eltern sprachen öfter von Thorn, das muss eine größere Stadt gewesen sein. Man kann das Leben von damals nicht so richtig einordnen. Man war „Kaisertreu“ und was der sagte und anordnete, nahm man unreflektiert als bindend an. Es galten feste Ordnungen an die man sich zu halten hatte und das tat man auch. Dann folgte einer, der es genauso machte und unter der Herrschaft bin ich geboren, habe aber nicht viel mitbekommen. Wenn ich an heute denke mit all den Unruhen, auch im eigenem Land, dann habe ich kein gutes… Weiterlesen »

Jutta
1 Jahr zuvor

Liebe Elke,

das hört sich wirklich gut an. Solche Sachen lese ich auch sehr gerne, wenn sie gut geschrieben sind. Ich werde mal schauen, ob sie das in meiner Bücherei haben.

Liebe Grüße
Jutta

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