🧐 Achtung – ganz viel Text und sonst nichts 🧐
Ich staune immer wieder, was man im Internet – im Moment bin ich öfter mal auf YouTube unterwegs – entdecken kann. Irgendwie bin ich über das Bullet Journaling auf den Begriff „Commonplace Book“ gestoßen, der eine deutsche Entsprechung in dem Wort „Kollektaneenbuch“ hat, worunter ich mir schon überhaupt nichts vorstellen konnte. Wobei da ja irgendwie „Kollekte“ drin steckt, also irgendwas mit Sammlung vielleicht? Genau, dieser etwas seltsame Begriff ist eine historische Bezeichnung für eine Art Notizbuch, in dem schon in der Antike die unterschiedlichsten Dinge festgehalten wurden. Das könnten Aphorismen sein, Gedichte, Rezepte, Gebete und dergleichen mehr. Nur ein klassisches Tagebuch war es nicht.
Leonardo da Vinci schrieb über seine Kollektaneenbücher: „Eine Sammlung ohne Reihenfolge, gezogen aus vielen Arbeiten, die ich hier kopiert habe, in der Hoffnung, sie später an die Stelle zu sortieren, an die sie gemäß ihrer Thematik gehören.“ Zum Sortieren kommen wir gleich noch. Denn das sollte man aus dem Bullet Journaling unbedingt übernehmen. Da habe ich dann noch ein Zitat von John Locke, der es besser gemacht hat als Leo.
Aus Deutschland kennt man die „Sudelbücher“ des Mathematikers und Physikers Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799). „Lichtenberg sammelte in seinen Sudelbüchern eigene aphoristisch zugespitzte Einfälle neben Exzerpten und Gedanken anderer, fragmentarische philosophische und literarische Reflexionen, satirische Bemerkungen und Witze zum Tagesgeschehen und zu Zeitgenossen sowie tagebuchartige private Gedanken und Gefühle.“ Quelle: Wikipedia / Sudelbücher
Um nicht zu weit auszuholen – das Commonplace Book (man könnte das mit „Buch der alltäglichen Dinge“ übersetzen) ist wohl das Gleiche in modern. Aber woran erinnert mich das? Irgendwie doch auch ans Bloggen oder an meine Art des Journaling. Beim Bloggen halten wir Gedanken und Ereignisse fest, durch unsere Projekte auch Wissen, das wir uns aneignen. Im Bullet Journal gibt es die Collections, die ebenfalls alles Mögliche festhalten, was uns wichtig ist. Für mich ein Teil des Bullet Journalings, den ich mindestens so interessant finde wie meine Tagebuchseiten.
Zurück zum Commonplace Book. Halten wir mal fest:
- Es ist eine Methode, um Wissen und Erfahrungen festzuhalten.
- Das können ganz unterschiedliche Sachen sein wie Sprichwörter, Gedichte, Wissen, auch Briefe oder Postkarten, Fotos, Naturbeobachtungen usw. Hier kann man auch ohne Bedenken kopierte Bilder oder Passagen aus Zeitschriften oder Ausgedrucktes aus dem Internet einkleben, denn außer uns sieht das ja niemand.
- Ich kann das Buch also als Ideensammlung nutzen oder einfach nur, um mich an bestimmte Sachen zu erinnern.
- Ich denke, dass ich ohne den Begriff „Commonplace Book“ zu kennen, genau diese Art von Journal schon immer bevorzuge. Das klassische Bullet Journal nach Ryder Carroll ist für mich weniger geeignet, weil ich glücklicherweise keine ellenlangen To-Do-Listen mehr führen muss und auch diese ganzen Habittracker waren nie so mein Ding (wobei ich einiges wie Blutdruck, Gewicht, Wetter etc. schon festhalte.) Ich bin gerade wieder dabei, mehr zu malen und auch wieder Fotos einzukleben. Mein spannendstes BuJo ist für mich bis heute das erste von 2014, das wirklich kunterbunt ausgefallen ist. Das gucke ich immer noch gerne an.
- Ist denn Bloggen nicht dasselbe und ausreichend? Ganz klares Nein aus meiner Sicht. Mein Blog wird niemals so persönlich sein, wie es ein – ich nenne es jetzt einfach mal wieder Tagebuch – sein kann. Und – ich habe es ja schon angesprochen – in meinem Tagebuch muss ich keine DSGVO beachten.
- Wie sollte so ein Journal denn nun aussehen? Über das Bullet Journal habe ich schon öfter geschrieben und viele von euch kennen die Methode. Was man meiner Meinung nach unbedingt übernehmen sollte, ist die Indexseite am Anfang (und somit auch eine Seitennummerierung), um den Überblick nicht zu verlieren. Der Philosoph John Locke hat über das Commonplace Book in etwa Folgendes geschrieben: Es sollte sein wie eine Truhe mit vielen Schubladen, um Ordnung zu halten und Verwirrung unserer Gedanken zu vermeiden (sehr frei zitiert). Im Prinzip das Gleiche, zumindest was die Vermeidung von Verwirrung betrifft, sagt auch Ryder Carroll über das Bullet Journal.
- Es gibt viele verschiedene Arten handschriftliche Bücher zu erstellen, z. B. auch die Art Journale oder Skizzenbücher für Leute die eher künstlerisch unterwegs sind. Ich denke mal, dass man ein Journal so individuell wie möglich gestalten sollte, um daran auch wirklich Freude zu haben und auch nach Jahren noch darin blättern zu wollen. Und dann ist es letzten Endes völlig egal, wie man das Ganze bezeichnet. Aber ich fand es spannend zu entdecken, dass die ersten Commonplace Books bereits bei Aristoteles zu finden sind. Dort hießen sie auf Griechisch tópos koinós, soviel wie Gemeinplatz.
So viel dazu. Manchmal brauche ich auch mal ein bisschen was anderes als Blümchenfotografie. Und vielleicht hat es ja auch die eine oder andere tatsächlich gelesen. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Dann ist es so, als hätte ich es für mich in meinem BuJo festgehalten. Ich bleibe bei BuJo für Bullet Journal. Es schreibt sich einfacher als Commonplace Book 😉.
Für das Headerbild bedanke ich mich bei Melanfolia by Unsplash
So jetzt habe ich diesen Beitrag auch noch gefunden, alles passiert in meiner Pause, aber dies ist ja genau das was mich so bewegt im Moment.
Ach Elke, hängengeblieben bin ich wegen des Titelbildes (der Name sagte mir gar nix), aber das trifft es genau wie Do sagt: Ein Allerleibuch oder Alltagsbuch o. ä. Sudelbuch klingt nicht so schön finde ich und der englische Begriff ist so sperrig.
Also fange ich jetzt an zu üben, erst Gartenthemen und dann erweitere ich das auch in ein Alltagsgedanken Journal
Liebe Grüße auch hier
Kirsi
*lach* – ja, Sudelbuch klingt nicht so toll.
Tja, immer wieder neue Namen
Hauptsache, man selber findet eine schöne und passende Version für dich
Liebe Grüße und gute Woche
Nina
😁 eine Version für dich …
Diese Autokorrektur
S statt D
Kenne ich, kann einen manchmal rasend machen. Ich habe den Eindruck, das manche Buchstaben noch nachträglich verändert werden, nachdem man sich vergewissert hat, dass alles in Ordnung ist.
Du hast mich gerade schmunzeln gemacht, liebe Elke. Anfang der Woche fiel mir beim Aufräumen ein leeres Notizheft in die Hände. Ich fand es zu schade zum Wegwerfen und habe deshalb beschlossen, es für verschiedene Notizen zu verwenden: Gedanken zum Menue für anstehenden Besuch, Kalendersprüche, Tagesgedanken usw. Und genannt habe ich es dann ganz simpel Allerleibuch 😊.
Herzlich, do
Das kommt doch ziemlich genau hin. Allerleibuch finde ich als deutschen Begriff perfekt.
den Begriff kannte ich noch nicht sehr interessant was du dazu geschrieben hast Stichwortäßiges Tagebuch habe ich ja früher schon geführt danach bestimmte Fotoalben z.B. von Reisen und Ausflügen in die dann mehr hinein kam.. Prospekte.. Ansichts – und Eintrittskartenect. das du an deinem Bujo dran bleibst finde ich toll bei mir ist es ja eher mein Blog zum Garten habe ich etwas in einem alten Kalender angefangen nicht sehr schön aber erst mal geht es.. ich müsste endlich mal meinen Drucker anschließen der bestimmt schon 3 Jahre in der Packung rum liegt 😉 dann könnte ich auch Bilder passend… Weiterlesen »
Ein Drucker, der seit drei Jahren in der Verpackung herumliegt? Ich fasse es nicht!!! Und ich warte sehnsüchtig auf meinen Neuen. Hier steht nur das defekte Teil in der Verpackung herum, das man mir geliefert hat und bisher noch nicht wieder abgeholt hat.
Liebe Elke,
So ging es mir, den Begriff „Common Book“ kannte ich nicht. Ich habe durchgelesen und bin erstaunt, wie akribisch Menschen Tagesereignisse, persönliche Gedanken und Vorhaben beschrieben haben. Die Schere auf dem Buch im Header passt perfekt zum Buch , sehr antik.. Ich habe mal wieder in meinem ersten Blog gelesen und war übberascht, welche Begegnungen ich in der Natur hatte und welche Kommentare alles neu erleben liess,ein Stück Lebensgeschichte, man sollte tatsächlich mehr Einzelheiten, Gefühle und Ereignisse aufschreiben, man fängt immer so begeistert an und dann wird man immer nachlässiger.
Liebe Grüße
Edith
Bei mir war es immer die ziemlich starre Ausrichtung auf die Organisation eines Bullet Journals mit To-do-Listen, monthly und weekly logs, die ich nicht brauche. Seitdem ich wieder mehr „normales“ Tagebuch schreibe und nur noch die Sachen regelmäßig tracke, die mir wichtig erscheinen (Blutdruck etc.) und sonst schreibe und sammle, was mir gerade so einfällt, macht es wieder Spaß.
Berichtigung:
Es muss „Commonplace Book“ heißen, so ist es o.k.
Grüßle Edith
Schon verstanden, liebe Edith, alles gut.
Liebe Elke,
ich kannte diesen Begriff bisher auch nicht. Ich habe mich jetzt damit auch nicht mehr wirklich beschäftigt.
Wenn ich aber überlege, was mir in letzter Zeit so begegnet ist und ich neues an Wissen gesammelt habe – auch durch eure Beiträge, wäre es vielleicht auch mal ganz interessant, das alles irgendwie festzuhalten.
Liebe Grüße
Jutta
Nur wenn es dir Freude macht. Alles Andere lässt man schnell wieder sein. Jedenfalls ging es mir immer so.
Ein sehr interessanter Beitrag, liebe Elke. Den Begriff „Commonplace Book“ kannte ich bisher auch noch nicht. Danke für die tolle Erklärung.
Liebe Grüße, Claudia
Ich vermute, den kennen im deutschsprachigen Raum auch nur die Allerwenigsten.