Dienstags-Drabble #1

Auf Puzzleblumes zweitem Blog habe ich die Einladung zum Dienstags-Drabble entdeckt. Dabei geht darum, drei vorgegebene Wörter in einer Geschichte mit exakt einhundert Wörtern unterzubringen. Ganz schön schwierig. Ich kenne so etwas Ähnliches noch aus der Schule des Schreibens. Auch da waren es drei vorgegebene Wörter, aber die Kurzgeschichte durfte doch um einiges länger sein. Hundert Wörter sind arg wenig.
Die 3 Stichworte für den 12. November 2024 lauten:
Schweigen + packen + unfähig

Die Regeln:
– die gegebenen 3 Stichworte sind in einem Text mit exakt 100 Wörtern einzubauen;
– dabei darf man sie beugen, aber nicht durch Synonyme ersetzen und
– sie sollten weiterhin Substantiv, Verb und Adjektiv bleiben.
– Überschriften und Erklärungen zählen nicht mit.

Nicht der Rede wert

Marie starrte hinaus in den Nebel. Sie war unfähig, die restlichen Kleidungsstücke aus dem Schrank zu nehmen, um sie endgültig in den Koffer zu packen. War es das wirklich gewesen?
„Ich bin schwanger. Ein Baby, Yannik. Wir werden Eltern.“
Sein ungläubiger Gesichtsausdruck, eisiges Schweigen, dann war Yannik aus der Wohnung gestürmt.
Ihre Hände umklammerten die Tasse so fest, dass die Knöchel ganz weiß wurden. Nichts half gegen die Kälte in ihrem Inneren. Er hatte es nicht haben wollen. Sie war in die Klinik gegangen. Nur ein kleiner Eingriff, nicht der Rede wert.
Diese Jeans noch. Marie schloss den Koffer – vorbei.

(100 Wörter – 622 Zeichen – 522 ohne Leerzeichen; gezählt von: https://zeichenzähler.de/de/)

Nachdem ich spontan diese erste Geschichte geschrieben hatte, dachte ich darüber nach, ob die drei vorgegebenen Wörter automatisch zu einer eher traurigen Geschichte führen mussten. Und dann habe ich beschlossen, es mit einer weiteren zu probieren.

Angekommen

Sonnenstrahlen blitzten durch das Blätterdach, das sich über den verborgenen Sitzplatz hinter der Klostermauer wölbte. Nur Vogelgezwitscher durchbrach hin und wieder das allgegenwärtige Schweigen.

„Du willst was? Du bist doch unfähig, es auch nur einen Tag ohne dein Handy auszuhalten.“
Stirnrunzelnd und gleichzeitig amüsiert hat Carla zugesehen, wie er seinen Rucksack gepackt hatte.

Er schmunzelte. Mit kleinen Pausen glitt der Stift über das Papier. Wann hatte er das letzte Mal etwas mit der Hand geschrieben? Es war wirklich lange her. Doch er war sich sicher, hier war der richtige Ort, endlich den Roman zu schreiben, der ihm so wichtig war.

(100 Wörter – 653 Zeichen – 522 ohne Leerzeichen)
Das Headerbild ist mit Microsoft-Designer KI generiert und ist vom zweiten Drabble inspiriert.

Es macht tatsächlich wieder richtig Spaß. Hätte ich nicht gedacht. Und man könnte diese Drabbles sogar benutzen, um sich davon zu einer längeren Kurzgeschichte oder einem Roman inspirieren zu lassen.

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14 Comments
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Claudia
8 Stunden zuvor

Hallo Elke,
das ist ganz grosses Kino.
Lieber Gruss Claudia

Karin Lissi Obendorfer
9 Stunden zuvor

Liebe Elke, ganz große Klasse, du bist eben eine Schriftstellerin die weiß „In der Kürze liegt die Würze“ und du hast diese „Aufgabe“ fantastisch gelöst, bin begeistert.
Ich grüße dich herzlich in deinen Tag, Lissi

Jutta
21 Stunden zuvor

Na, das ist ja genau das richtige Projekt für dich, liebe Elke. Deine beiden Geschichten gefallen mir sehr gut.
Liebe Grüße
Jutta

Edith
1 Tag zuvor

Oftmals liegt in der Kürze die Würze, deine Geschichten kommen gut rüber und lassen die Gedanken weiter laufen.
Liebe Grüße
Edith

Tiger
1 Tag zuvor

Super gelungen! 😍
Großes Kompliment!
Bei der ersten hatte ich Gänsehaut.
Sprache ist so was Geniales, man muß sie doch einfach lieben, die Buchstaben und Worte, und mit ihnen werkeln und spielen! Ob als Autor, so wie Du👌🏻, oder auch bei alltäglichen Worttreffs, jetzt mal nur ganz simpel gesagt.

Liebgrüße
Tiger
🐯

Rosi
1 Tag zuvor

sehr interessant
vor allem auch dass völlig unterschiedliche Stimmungen erzeugt werden können
das gefällt mir sehr gut
liebe Grüße
Rosi

Puzzleblume
1 Tag zuvor

Beide Drabbles tragen inhaltlich trotz der Kürze eine ganze Geschichte in sich, wie Eier, die an sich schon eine runde Sache sind, aber auch noch mehr bebrütet werden können, weil sie Ideenpotential für grössere Texten haben.

Abgesehen davon gefällt mir die KI-Illustration, zum zweiten Drabble passt sie gut, wenn man die ganz andere Stimmung als zuvor zu etwas Umfangreicherem imaginiert