Der Himmel da draußen und der Sturm letzte Nacht sind wirklich dazu angetan, sich mit den alten Überlieferungen der Rau(h)nächte zu befassen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit jeglicher Religion nicht viel am Hut habe, aber wenn – dann wären es eher unsere nordeuropäischen Mythen und die Naturreligionen allgemein. Ich kann mir einfach besser vorstellen, wie unsere Altvorderen sich das europäische Wetter und die Jahreszeiten mit Sonne, Regen, Schnee und Hagel durch ihre Götter erklärt haben, als dass es die Überlieferungen aus dem „Morgenland“ tun könnten.
Aber wie entstanden überhaupt die Rauhnächte, in denen die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt sein sollen und sich daher die Grenzen zur „Anderswelt“ (Zwischenwelt) öffnen? Ähnlich wie an Beltaine und Samhain. Nun, früher kannte man nur die Einteilung des Jahres in Monate, also das Mondjahr. Denn das war durch die Beobachtung des Mondes leicht verständlich. Aber das Mondjahr hatte nur 354 Tage und so verschoben sich die Jahre und passten nicht mehr zu den Jahreszeiten. So rechnete am Ende eines Mondjahres elf „verlorene“ Tage dazu. Oder Nächte, denn diese Tage waren sowieso eher dunkel als hell. Traditionell beginnen die Rauhnächte schon mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember, was für mich Sinn macht. Diese längste und dunkelste Nacht des Jahres wird auch als Julnacht oder Rumpelnacht bezeichnet. Es ist die Nacht, in der symbolisch das Licht wiedergeboren wird und der Kreislauf des Jahres von vorne beginnt. Manche zählen die Rauhnächte aber auch erst ab dem 25. Dezember. Sie enden dann mit dem Drei-Königs-Tag am 6. Januar, was auf den Einfluss des Christentums hindeutet. Zu den Bräuchen und Ritualen, die im Zusammenhang mit der Jul-Nacht üblich sind (bis heute in Schweden), gehören das Anzünden von Kerzen und Feuern, um die Dunkelheit zu vertreiben. Der Begriff „zwischen den Jahren“ erklärt sich ebenfalls durch die Rauhnächte.
Der Begriff Rauhnacht ist nicht eindeutig geklärt. Oft wird sich auf das Räuchern gegen böse Geister bezogen und Rauhnacht von Rauch abgeleitet. Einer anderen Ansicht zufolge geht es auf das mittelhochdeutsche Wort rûch = haarig‘ zurück, das heute in dieser Bedeutung in der Kürschnerei als „Rauware“ oder „Rauchware“ für Pelzwaren noch in Verwendung ist. Es würde sich dabei auf mit Fell bekleidete Dämonen beziehen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben. Nach alten Erzählungen ziehen Frau Holle (die Perchte), Wotan und die Wilde Jagd über das Land. Es sind Nächte, in denen die Tiere sprechen können, in denen – auch heute noch – die Häuser und Ställe geräuchert werden, und in denen man auf keinen Fall Wäsche waschen und draußen auf die Leine hängen darf. Denn in der Wäsche und auch in den Wäscheleinen könnten sich die Reiter der Wilden Jagd verfangen und dann über die Menschen herfallen! Gut, dass ich einen Wäschetrockner besitze. Aber wer käme schon auf die Idee, bei diesem Wetter Wäsche zum Trocknen rauszuhängen? Wer das allerdings ernst nimmt, sollte auch weder Waschmaschine noch Wäschetrockner in Betrieb nehmen – weil? >> Die Nornen (Schicksalsgöttinnen) weben in den 13 heiligen Nächten das neue Jahr für uns. In den Rauhnächten dürfen sich keine Räder drehen, um nicht die Wolle der Nornen zu verwirren. In früherer Zeit war es das Spinnrad und auch die Webstühle standen still. Heutzutage sind diese Dinge kaum noch in Gebrauch, aber in jedem Haushalt dreht sich eine Waschmaschine. Auch das ist ein symbolisches Rad, das in den Rauhnächten still stehen sollte, damit das Rad des Schicksals nicht ins Schleudern kommt.
Die schlimmste aller Rauhnächte soll die Silvesternacht sein – dann steht das Tor zur Unterwelt weit offen. Da sollte man das Haus am besten gar nicht verlassen oder mit viel Krach die bösen Geister vertreiben. Auch als das Christentum sich in Europa längst ausgebreitet hatte, wurden deshalb an Silvester oft die Kirchenglocken geläutet und heute versuchen wir es mit der Silvesterknallerei.
Was für mich aber Sinn macht, das ist, dass man sich in dieser Zeit mal auf sich selbst besinnt, das Jahr im Rückblick beurteilt oder sich auch tiefergehend mit seinen „Wurzeln“ beschäftigt. Mein Tagebuch/Bullet Journal bekommt wieder einiges zu tun. Wobei ich seit dem Sommer wirklich zur sehr fleißigen Tagebuchschreiberin geworden bin. Mitte Juli hatte ich das fliederfarbene BuJo angefangen und hätte mir nicht träumen lassen, dass es bereits Ende Oktober vollgeschrieben sein würde – voll geschrieben, voll gekritzelt und zum Teil mit Fotos bestückt. Anschließend gab es ein neues, diesmal von Lebenskompass – sehr schön, aber eigentlich etwas teuer. Dieses gab es aber zum Sonderpreis.
Genug davon. Wer es genauer wissen will, auch welche Rituale in den Rauhnächten durchgeführt werden sollen, der findet im Internet genug zum Thema.
Heute gab es aber nicht nur dunkle Himmel wie oben gezeigt, sondern vormittags auch mal den einen oder anderen Sonnenstrahl. Da war zeitweise Anstehen am Futterhaus angesagt 😉 . Die Amsel zeigt sich vom Ansturm der Stare so gar nicht begeistert.
Das war’s. Kommt gut in die neue Woche und lasst euch nicht von der Wilden Jagd einfangen. Schon gar nicht von der im Supermarkt, falls ihr – wie ich auch – doch nochmal etwas einkaufen müsst.
Liebe Elke, na ja, mit diesen Rauhnächten und ähnlichem habe ich es nicht so. Irgendwie fehlt mir die Ader dazu. Das mit dem Rückblick auf das alte Jahr geht mir aber genauso. Man kommt jetzt zur Ruhe und denkt doch mehr über bestimmte Dinge nach. Mit deinem Bujo warst du dann ja richtig fleißig und für das neue Jahr wurde dann auch schon vorgesorgt. Das Anstehen am Futterhaus lässt mich schmunzeln. Das hast du toll festgehalten. Mit den Wünschen mache dir mal keine Gedanken. Ich schaffe das auch nicht, überall rechtzeitig vorbeizuschauen und so hoffe ich, dass auch dein 4.… Weiterlesen »
Irgendwie komme ich im Moment immer erst gegen Abend zu meinem Blogrunden. Was nicht heißt, dass ich nicht vorher auch schon am PC sitze. Aber da bin ich meistens mit den Tutorials beschäftigt, die ich mir von Rick Maschke und seinem Adventskalender anschaue oder von Lasse, einem weiteren genialen Bildbearbeiter. Und wenn ich auch noch eigene Fotos gemacht habe, wird das Gelernte gleich ausprobiert. Und dann brauche ich eine PC – Pause 😅.
Das hast du schön zusammengetragen liebe Elke. Ich kenne den Aberglauben so, dass man zwischen Weihnachten und Neujahr keine weiße Wäsche auf die Leine hängen soll. Sonst stirbt in der Familie jemand.
Kalt ist es bei uns nicht, so richtig nach Weihnachten ist einem bei dem eher frühlingshaften Wetter nicht zumute.
Ich wünsche dir und deinen Lieben nun ein besinnliches Weihnachtsfest. Schauen wir voller Zuversicht auf das kommende neue Jahr. Möge uns vor allem der Frieden erhalten bleiben!
Herzliche Grüße von Kerstin.
Vielen Dank, das wünsche ich dir und deinen Lieben ebenfalls. 🥰
hihi.. das Bild mit der Vogelparade ist ja süüß und die Amsel schimpft .. aber es geht schön der Reihe nach 😉 ja die Rauhnächte.. früher hatte ich eher Sinn dafür .. es wurde auch daheim einiges eingehalten z.B. der Weihnachtsputz .. alles musste zum Fest sauber sein.. Wäsche gewaschen und gebügelt das gehörte eben dazu ..zwischen den Jahren wurde nichts im Haus gemacht da achtete Mutter und Oma drauf da wurde auch die „Waschordnung“ angehalten heute bin ich da nüchterner .. war Sturm??Hab ich nicht mitbekommen.. bei mir war „Sturm“ genug im Bett hab vor Schmerzen wieder nicht schlafen… Weiterlesen »
Das tut mir leid, dass du so starke Schmerzen hast. Ich habe in der letzten Zeit auch sehr schlecht geschlafen, weil mich dauernd etwas plagt oder wenigstens nervt, dann kommt wieder das Grübeln dazu … Kannte ich so bisher von mir nicht. Normalerweise schlafe ich sofort ein und bislang auch problemlos durch. Gestern Abend habe ich durch die Beschäftigung mit den Rauhnächten aber auf YouTube eine Einschlagmeditation entdeckt die wirklich hilfreich war: Link kommt gleich …
Liebe Elke, ich bin ja in einem kleinen Ort in Bayern (Oberpfalz) aufgewachsen. Dort hat man oft von den Raunächten erzählt, vor allem spitzte Klein-Traudi die Ohren, wenn mein Opa davon erzählte. Es war irgendwie spannend, wenn er von der wilden Jagd erzählte, wenn ich auch nicht alles verstanden oder auf die Reihe gekriegt habe. Heute mache ich es so, wie du schreibst: Ich lasse das Jahr Revue passieren. Mir ist auch kürzlich in einer Bücherei aufgefallen, dass es viele schöne Bücher über die Raunächte gibt. Da bin ich lange davorgestanden und überlegt, ob ich eines kaufen soll. Ich überlege… Weiterlesen »
Danke für die Links, liebe Traudi. Diese gläserne Scheune muss sehr sehenswert sein. Die Webseite gefällt mir weniger. Die haben die schönen Fotos alle mit der Schrift darüber verdeckt. Gut, dass du selbst Fotos gemacht hast.