Sprechen wir mal über: Das Belichtungsdreieck (Die Blende)

In meinem Beitrag über das Bokeh habe ich immer wieder die Begriffe Blende, ISO und Brennweite benutzt. Nicht erwähnt, weil beim Bokeh nicht relevant, wurde die Verschlusszeit. Sie gehört mit zu den wichtigsten Kameraeinstellungen und zusammen mit Blende und ISO zum sogenannten Belichtungsdreieck. Weil ich weiß, dass auch unter euch einige FotografInnen sind, die am liebsten im Automatikmodus fotografieren, kann ich mir vorstellen, dass dies auch daran liegt, weil euch das Zusammenspiel dieser drei wichtigen Parameter nicht wirklich vertraut ist. Deshalb kommt hier mal für alle, die es interessiert, ein bisschen Theorie zum Belichtungsdreieck.

Fotografie oder Photographie kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Schreiben (oder auch Malen) mit Licht“. Die erste Kamera bestand aus einem Kasten, in den durch ein kleines Loch Licht drang, das von einem in einiger Entfernung stehenden Objekt ausging. Die durch das Loch gebündelten Strahlen erzeugten auf der Rückseite des Kastens ein Bild dieses Objektes (allerdings seitenverkehrt und auf dem Kopf stehend). War dort lichtempfindliches Material aufgebracht, konnte das Bild festgehalten werden.

Diesem Loch entspricht heutzutage das Objektiv, die lichtempfindliche Rückseite des Kastens einem Film oder einem modernen Sensor im Kameragehäuse (oder Kamerabody). Um so ein Bild nun scharf und weder seitenverkehrt noch auf dem Kopf stehend abzubilden, besitzt ein Objektiv eine Blende, die den Lichteinfall reguliert, und im Inneren eine Reihe von Glaskörpern, die Linsen. Letztere lassen wir jetzt mal außen vor und betrachten nur die Blende oder Blendenöffnung.

Das ist ein Vergleich von Blendenöffnung f/2.8 links und Blendenöffnung f/8.0 rechts an einem alten analogen Objektiv aus meiner frühen Spiegelreflexzeit.

In meinem Beitrag über das Bokeh habe ich bereits die Lamellen erwähnt, die dafür da sind, die Öffnung zu verkleinern oder zu vergrößern. Man spricht bei dieser Art auch von einer Irisblende und Gegensatz zur Schlitzblende. Und ich habe schon erklärt, dass eine kleine Blendenöffnung zu mehr Schärfentiefe führt und eine große zu mehr Unschärfe. Wichtig zu wissen – und manchmal etwas verwirrend – ist, dass man eine weit offene Blende oft als ‚große‘ Blende bezeichnet, die aber durch eine kleine Blendenzahl wie f/1.4 oder f/2.8 ausgedrückt wird. Das ‚F‘ steht für Focal length = Brennweite und durch den Schrägstrich entsteht mathematisch betrachtet ein Bruch. Das erklärt jetzt, warum eine Blende f/2 mehr Licht durchlässt als eine Blende f/4 (ein Halb ist mehr als ein Viertel). Nur wird das f/ oft weggelassen. Merkt euch nur, dass bei kleineren Blendenzahlen das „Loch“ größer ist als bei großen Blendenzahlen, also mehr Licht durchlässt.

Auf den Kameras gibt es oben ein Moduswahlrad, auf dem man alles Mögliche einstellen kann, aber so gut wie immer eine Belichtungsvollautomatik, eine sog. Programmautomatik und die Einstellungen A oder Av, S oder T (Tv) und M.

Mit A oder Av befindet ihr euch in der Blendenpriorität oder Zeitautomatik. Ihr legt eine bestimmte Blendenöffnung fest und die Kamera wählt für die richtige Belichtung eine passende Verschlusszeit. Das ‚A‘ steht für das englische Wort Aperture = Öffnung, Av (Aperture value) = Blendenwert. Bitte nicht mit dem meistens grünen A+, der Vollautomatik verwechseln. Das mit dem T (Tv) oder S erkläre ich beim nächsten Mal. Es ist aber immer die Wahl der Verschlusszeit. An meiner Nikon Zfc sieht das übrigens komplett anders aus. Aber wer sich diese Kamera kauft, der weiß hoffentlich schon, worauf er/sie sich einlässt.

Den Blendenwert stellt ihr entweder über die Kamera ein (Drehrädchen am Kamerabody) oder direkt über einen Blendenring am Objektiv selbst. Teure lichtstarke Objektive beginnen meistens bei f/1.2. Das sind Objektive, mit denen ihr auch noch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Fotos machen könnt. Am anderen Ende findet man meistens als kleinste Blendenöffnung die Angabe f/22.  Die wird beispielsweise genutzt, wenn es extrem hell ist, ihr eine große Schärfentiefe braucht oder aus anderen Gründen stark abblenden wollt. Bei gutem Tageslicht wird für die meisten Aufnahmen immer noch Blende 8 oder 11 empfohlen, aber das sind ganz grobe Richtwerte. Auf einem Telezoom-Objektiv stehen immer zwei Blendenwerte, zum Beispiel F5.6 – 8 bei meinem Canon RF 100-400 mm. Das bedeutet, dass bei 100 mm die Lichtstärke (die größte Öffnung) f/5.6 beträgt, am langen Ende bei 400 mm nur noch f/8. Weiter abblenden geht aber natürlich immer. Bis Blende f/32, soweit ich weiß. Habe ich noch nie benutzt.

Die Zeitautomatik oder Blendenpriorität, bei der ihr selbst die Blende festlegt, ist eine der beliebtesten Einstellungen, wenn man sich von der Vollautomatik lösen will, um etwas kreativer zu fotografieren. Durch die Beeinflussung der Schärfentiefe kann man auch ohne die anderen Parameter des Belichtungsdreiecks schon ganz unterschiedliche Fotos machen.

Hier zwei Beispiele: Die Blüte des Alpenveilchens habe ich mit dem Nikkor 50 mm Makro an der Nikon Zfc fotografiert. In diesem Fall war es vielleicht nicht die beste Wahl, ein Makroobjektiv zu nehmen – egal. Aber ich denke, dass die beiden Fotos den Einfluss der Blendenöffnung auf die Schärfentiefe schon verdeutlichen können.


Der Pfeil zeigt auf meinen Fokuspunkt. Bei Blende f/11 ist trotzdem fast die gesamte Blüte noch scharf. Bei einem normalen – also Nicht-Makroobjektiv – wäre vermutlich auch die Kerze im Hintergrund noch scharf gewesen.

Hier das gleiche Motiv mit Blende f/3.8. Hier fällt die Schärfe jenseits des von mir fokussierten Punktes sofort ab.

Beim nächsten Mal erzähle ich euch etwas über die Verschlusszeit und das Zusammenspiel von Blende und Zeit.

Polarlichter-Spektakel

Aber –  Leute, wir hatten gerade einen Sonnenuntergang der Superlative. Und das nach diesem schrecklichen Wetter tagsüber. Deshalb habe ich eins meiner Fotos von gerade eben auch als Headerbild verwurstelt und hier kommt noch ein weiteres. Dieses Farbspektakel hatten wir tatsächlich Polarlichtern zu verdanken. Ich habe es fast geahnt, weil ich einen Vorab-Hinweis darauf im Internet gelesen hatte. Und die Bestätigung fand ich heute Morgen in der Zeitung.

Dieses Foto habe ich mit der Olympus OM-D E-M5 Mark III und dem 14 -150 mm bei Blende f/5.6 um 16:55 Uhr gemacht, das Headerbild mit der Canon R8 und dem RF 100-400 mm bei Blende f/8.0 etwa fünf Minuten früher. Und irgendwie machen mir diese Sonnenuntergänge mit den extremen Kontrastunterschieden zwischen hell und dunkel immer Probleme. Ich schicke das Foto zu Heidis „Galeria Himmelsblick“.

So, nun muss ich mal gucken, dass ich noch was Rotes für morgen finde. Habt noch einen schönen Abend.

 

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H.ripp
1 Jahr zuvor

So schön der Sonnenuntergang, ja, dafür hast du ein Händchen und weisst wie es geht und das finde ich gut. Ich kann es nicht, habe auch nicht die Geduld und Zeit dafür, wenn ich z. Bsp. Insekten fotografieren will, die gerade meinen Weg kreuzen. Hinzu kommt, ich habe Macula-Degeneration, bekomme deswegen Spritzen ins Auge und werde irgendwann nichts mehr erkennen können, das heisst ich sehe auch jetzt schon eingeschränkt. Das beste Auge auf der Düne gehört nicht mir, sondern meiner Kamera und die muss das von alleine können und vor allem leicht, handlich und schnell sein. Anschaulich und verständlich erklärt,… Weiterlesen »

Lydia C. Lee
1 Jahr zuvor

Gorgeous. Strong colours! #GaleriaHimmelsblick

czoczo
czoczo
1 Jahr zuvor

Liebe Elke,
Sehr gut erklärt.
Bei dem Bild ganz unten … sind das wirklich die Polarlichter … oder doch ein Sonnenuntergang 🙂
sieht aber Fantastisch aus.
Leider bei uns erst Heute war das Wetter einladend . Leider ich hatte ein Termin gehabt, der sich Durch das Verkehrhaos in Wuppertal ein wenig verlängert hat. Inzwischen ist die Sonne unten Fotografieren muss ich auf Morgen verschieben. Extra nehme ich die Tasche zu Arbeit, so das ich nicht brauchen muss nach Hause zu fahren
Hoffentlich wird das Wetter so bleiben.

Liebe Grüße czoczo

doris
1 Jahr zuvor

Liebe Elke, ich benutze eigentlich immer die Einstellung, die mir gegeben erscheint, aber nie die Vollautomatik. Die ISO-Einstellung habe ich einfach gerne im Griff 😉. Am liebsten würde ich immer manuell fotografieren, verpasse es aber oft, weil mir das Einstellen „zu lange dauert“. Deine Ausführungen sind wieder toll, leicht verständlich und mit Beispielen versehen. Vielen Dank für deine Mühe.
Herzlich, do

Sandra
1 Jahr zuvor

Die Automatik macht zwar wirklich einen verdammt guten Job bei modernen Kameras und trotzdem habe ich alles gerne selbst in der Hand. Daher fotografiere ich nur im manuellen Modus meiner Kameras, höchst selten mal in den halbautomatischen Programmen.

Auf die Automatik greife ich nie zurück. Früher habe ich nur im Automatik-Modus fotografiert, aber nie haben mich die Ergebnisse dann zufrieden gestellt, weil sie nie so waren, wie ich es gerne gewollt habe.

Daher war ich dann zum manuellen Modus gewechselt und habe mich intensiv mit ISO, Blende und Belichtungszeit auseinander gesetzt.

LG
Sandra!

Sandra
1 Jahr zuvor
Reply to  Elke Heinze

Korrekt, ich nutze die ISO-Automatik fast nicht. Sie sagt mir auch häufig gar nicht zu.

LG
Sandra!

Rosi
1 Jahr zuvor

erst mal wow
was für ein grandioser Sonnenuntergang ..
sehr schön und gut zu verstehen dein Beschreibung…
früher mit den alten analogen Kameras wußte ich da auch Bescheid
Iso habe ich aber selten verändert
Blende und Belichtungszeit waren die Hauptsache
liebe Grüße
Rosi

Jutta
1 Jahr zuvor

Liebe Elke,

boah, was hast du dir für eine Arbeit gemacht. Vielen Dank dafür. Ich gehöre ja auch zu denen, die im Automatikmodus fotografieren. Wobei ich mir jetzt schon angewöhnt habe, auch mal die Blende und den Isowert zu verstellen. Aber ich denke, so richtig im Handmodus wird das Fotografieren wohl bei mir nichts mehr werden. Wobei das mit dem Verstehen oder Nichtverstehen eigentlich weniger zu tun hat.

Liebe Grüße
Jutta