ISO 25.600 – 22 Uhr und … eine Schleiereule

Gestern Abend wurde ich auf ein höchst merkwürdiges Geräusch aufmerksam. Ich kann es kaum so richtig erklären. Es klang wie das asthmatische Husten eines Hundes  – oder so. Ich saß im ersten Stock in meinem Sessel auf der Hofseite unseres Hauses und das Geräusch erschien mir ziemlich nah. Es war so penetrant, dass ich irgendwann den Rollladen wieder hochzog und in die Nacht hinaus starrte. Sehen konnte ich nichts. Aber irgendwie dämmerte es mir, dass es nur ein Vogel sein konnte. Bettelrufe unserer Waldohreulen kenne ich ja zur Genüge, aber das . . . ? Schließlich habe ich mir die R8 mit dem Tele geschnappt, wohl wissend, dass es draußen längst dunkel war. Einmal im Hof konnte ich tatsächlich in der Birke die Silhouette eines großen Vogels ausmachen. Und jetzt? Normalerweise begrenze ich die ISO der Kamera auf 6400. Aber damit wäre ich nicht weit gekommen. Also ISO Auto auf maximale 51.200 gestellt. Ausgereizt habe ich das dann doch nicht, denn die Eule flog erst auf das Dach des Nachbarhauses und dann zu meinem Glück auf ein Verkehrsschild, das von der Straßenlaterne noch etwas Licht abbekam.

Die Fotos sind qualitativ natürlich grottenschlecht, aber ich war trotzdem begeistert. Nina hat recht. Irgendwie haben sie ihren ganz eigenen Reiz. Danke dir, Nina 🥰.

Schleiereule (Tyto alba)

Canon R8 – ISO 25.600 –  400 mm – f/8 – 1/80 Sek freihand

Jetzt weiß ich also definitiv, dass wir nicht nur Waldohreulen irgendwo in der näheren Umgebung haben, sondern auch Schleiereulen. Damit hätte ich nie gerechnet. Und das, wo doch in letzter Zeit so viele alte Bäume gefällt wurden. Aber es gibt halt immer noch etliche in den alten Gärten ringsherum. Und das ist gut so, obwohl es mir schon wieder vor den Nächten graut, in denen junge Waldohreulen stundenlang ihre durchdringenden Bettelrufe hören lassen.

Und so sieht die Schleiereule bei Tageslicht aus (von Wikipedia under common license)


Die 33–39 Zentimeter lange, hell gefärbte, langflügelige und langbeinige Eule erreicht eine Flügelspannweite von 80 bis zu 95 Zentimetern. Der namensgebende ausgeprägte, herzförmige Gesichtsschleier ist sehr hell, je nach Unterart ist er weiß bis hellgrau oder leicht rostrot. Die Oberseite des Körpers ist meist goldbraun mit einer feinen grauen Fleckenzeichnung.“ (Wikipedia)

Das war doch noch ein toller Abschluss eines verregneten Tages. Das Geräusch, so wie ich es gehört habe, konnte ich bei den diversen Vogelstimmenangeboten zur Schleiereule im Netz nicht wiederfinden. Offenbar klingt der Ruf meistens eher etwas rau und quietschend bis schrill, so Hitchcock-Tür mäßig. Der Ruf könnte eventuell zu einem weiblichen Vogel gehört haben.

Die Fotos musste ich noch stark nachbearbeiten. Sie waren natürlich extrem verrauscht und immer noch zu dunkel, trotz der ISO 25.600. Ich habe in Lightroom die Tiefen hochgekitzelt und mit Topaz Photo AI entrauscht. Ich benutze das Programm kaum noch und habe mir auch das kostenpflichtige Update erspart. Aber in Fällen wie diesem ist es Gold wert.

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mano
10 Monate zuvor

das sind sehr besondere und beeindruckende fotos dieses seltenen besuchers! einfach toll, dass sie bei euch in den gärten zu hause ist!! hoffentlich werden in zukunft nicht noch mehr alte bäume gefällt oder sind von stürmen betroffen.
liebe grüße von mano

doris
10 Monate zuvor

Das ist ja fantastisch, liebe Elke. Ich finde die Fotos magisch. Normal fotografieren kann jeder, sofern er eine Schleiereule überhaupt vor die Linse bekommt.
Herzlich, do

Edith
10 Monate zuvor

Hallo Elke,
welch eine tolle Begegnung da lohnt sich das Aufstehen schon. Mit so einer guten Fotoausrüstung gelingen auch super Fotos, ich kann mich nur auf Tagesfotos einstellen. Ich sag es ja immer, dein Garten ist ein Naturparadies, sonst gäbe es nicht so eine Vielfalt an Vögeln und anderen Tieren.
Hab noch einen netten Pfingstmontags-Abend.
Lieber Gruß
Edith

Rosi
10 Monate zuvor

wow
ich bin hin und weg
zum Einen dass du so einen Vogel im Garten hast
zum Anderen weil die Bilder (in meinen Augen ) spitze sind
liebe Grüße
Rosi

Jutta
10 Monate zuvor

Liebe Elke,

das ist einfach super. Ich finde die Foto absolut toll, auch wenn sie qualitätsmäßig vielleicht nicht so ganz zufriedenstellend sind. In dem Fall zählt einfach das Glück, so etwas zu sehen.
Bei uns soll es ja auch Eulen geben, aber ich turne natürlich des nachts nicht in der Wildnis rum und die Ausrüstung dafür habe ich ja auch nicht.

Liebe Grüße
Jutta

nina wippsteerts
10 Monate zuvor

Ich finde diese Gegenlicht/Konturen Fotos sogar sehr gut! Was für ein Erlebnis! Hier gibt es keine alten Scheunen oder Häuser mit Öffnungen im Dachstuhl für Schleiereule mehr.
Wenn Du sie mal genauer hören willst: bei vivara gibt es Webcams (Ton einschalten) dort brütet auch ein Pärchen Schleiereule. Da habe ich die auch zum ersten Mal gehört, ihr „Fauchen“. (Unheimlich)
Liebe Grüße und frohe Pfingsten
Nina

Andrea Karminrot
10 Monate zuvor

Wow. Ich glaube da muss man schon wirklich ein großes Glück haben und eine gute Kamera (und Bildbearbeitungsprogramm) um solche Bilder zu schnappen.
Bei uns lebt ein Bussardpaar, dass jeden Sommer einen Nachwuchskünstler auf den Weg bringt. Schon erstaunlich, in einer Großstadt.
Liebe Grüße
Andrea

Czoczo
10 Monate zuvor

Liebe Elke,
Kaum zu glauben was die heutige Kameras bringen…
25 000 ISO … früher hat man schon bei 800 ISOsich Gedanken gemacht .
Obwohl auch hier ist das 25000 eine lössung die ich nur im Notfall nutze
Aber schön das sie da ist.
Schöne Beitrag ..
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag noch
Czoczo

Elke Schwarzer
10 Monate zuvor

Hallo Elke,
das ist aj toll! Sowas beobachtet man hier in der Stadt nicht, dafür die Waschbären.
Schleiereulen wären mir lieber.
VG
Elke

Karin Lissi Obendorfer
10 Monate zuvor

Das war ein besonderes Erlebnis für dich und einfach prima, dass du mit deiner Kamera Bilder festhalten und bearbeiten konntest, einen seltenen Augenblick hast du erwischt.
Herzliche Grüße in deinen Pfingstsonntag, den der Wettergott bis jetzt mit Regen bedeckt…Lissi

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